Freitag, 29. September 2006

Von Anfang und Ende...

Waehrend sich das Ende wohl ganz klar auf den ersten grossen (asiatischen) Abschnitt dieser Reise bezieht, ist der Anfang nicht ganz so klar zu deuten. Auf der einen Seite ist da natuerlich der Anfang dessen, was das Ende mit sich bringt. Ein neuer Kontinent, eine neue Umgebung, eine neue Art zu Reisen. Und auf der anderen Seite ist da ein neues Gefuehl mittlerweile schon so lange unterwegs zu sein, eine neue Stimmung, eine aus allmaehlicher Routine entstehende Verfassung, die mit der sich immer aendernden und oft die Vorherergehende uebertreffende Umgebung zusammenhaengt. Ach ja, und nicht zuletzt bezieht sich der Anfang auf den Fruehlingsbeginn, der sich hier immer mehr bemerkbar macht. Bluehende Baeume und Straeucher, kuehle 25 Grad tasten sich immer mehr an die 30 Grad Grenze heran und Einheimische tragen je eine rote und eine weisse Bluete im Haar, symbolisch fuer die indonesische Flagge versteht sich. Natuerlich nehmen sie es einem nicht uebel, wenn man die patriotische Sitte als gastfreundschaftliche Geste gegenueber den oesterreichischen Touristen frei interpretiert. Meine Zeit in Bali neigt sich dem Ende zu und schoen langsam Blicke ich mit immer groesserer Vorfreude einem neuen Kontinent entgegen (auch wenn dieser zu was weiss ich wieviel Prozent aus Wueste besteht). In der letzten Woche haben wir die Insel ein wenig weiter erkundet, allzu weit sind wir allerdings nicht gekommen. Das haengt einerseits damit zusammen, dass die Strassen, auf denen man sich hier fortbewegt, in vieler Hinsicht dem ersten Wiener Gemeindebezirk aehneln (nicht aber die Haeuser) und man oft einen ganzen Vormittag fuer wenige Kilometer braucht. Zuviele Autos auf zuwenig Strasse, zu eng, Hendl und Kuehe ueberall (anstelle der Fiaker), und die Eigenart, in den Osten zu fahren, wenn man in den Westen will. Andererseits haben wir viel Zeit in einem Dorf (naja,... einer Strasse) verbracht, in dem nichts ist. Fast nichts, ausser einer Tauchschule, ein paar billigen Unterkuenften und wenigen Menschen, die alle miteinander verwandt oder verschwaegert sind. Da hat das Riff, das davorgelagert ist, wesentlich mehr zu bieten, und aus diesem Grund waren wir auch dort. Neben dem ueblichen Programm an bunten Fischen und Korallen gabs auch ein Wrack, und meinen Bruder, der seit dieser Woche stolzer Open Water Diver ist. Wirklich wunderbar zum Tauchen hier, und auch das drumherum macht jeden Tauchgang zum Erlebnis. Die kleinen, bunten Fischerboote, mit denen man hinausfaehrt. Die kleinen, bunten Fischer, die einen hinausfahren. Die rostigen Motoren der Boote und (ich verkneife mir auch hier das Wort rostig zu verwenden) Gebisse der Fischer, die mehr an schweizer Emmentaler erinnern. Junge Frauen, die drei Taucherflaschen am Kopf tragen aber sich nicht helfen lassen, weil sie damit "gutes" Geld verdienen. Wie auch immer... Einen Tag lang bin ich mit einem geliehenen Moped die balinesische Amalfitana entlanggefahren und - surprisesurprise - ohne Patschen wieder heil angekommen. Auch wenn ich nur knapp einen auf der Strasse liegenden Baum und jedemenge jubelnde und winkende Kinder in Schuluniform verfehlt habe. In Ubud hab ich nach allzulangem Theaterentzug einem traditionell balinesischem Tanzdrama beigewohnt. Das ganze nennt sich Kecak und besteht - mehr oder weniger - aus einem Kreis von 100 Maennern aller Altersklassen, die mit nacktem Oberkoerper und Roecken (und Blueten im Haar!!!) eineinhalb Stunden lang Tschap Tschap Tschap Tschap..... rufen (im Chor natuerlich). Dazu tanzen zwei, drei junge Maedchen in bunten Kostuemen und erzaehlen Geschichten, die nur zusehr an die griechische Mythologie erinnern. Nach einer Zeit sind dann auch alle high, oder in Extase, oder in Trance, oder wie auch immer man es nennen will. War aber interessant. Ernsthaft, mein ich. Jetzt bin ich wieder zurueck im Surferdorf... Kakerlaken unterm Bett und Blasrohrverkaeufer am Strand. Man gewoehnt sich an alles. Insbesonders an Dinge, die nur vom Namen her so schlimm sind. Mal im Ernst, wuerden "Blutegel" zum Beispiel "Schmetterlinge" heissen, und "Schmetterlinge" umgekehrt "Blutegel", wuerde die Welt doch gleich ganz anders aussehen.
Jetzt aber Schluss, genug der Worte. Nochimmer ist es nicht Zeit fuer ein Resume des "ersten Abschnitts", vielleicht dann aus Darwin. Morgen werd ich noch ein kleines Paket zur Post bringen um (a) mein Gepaeck zu erleichtern (bis auf ein schweres Plagiat, das ich seit Malaysien mit mir herumschleppe, hab ich aber ohnehin nicht viel mit) und (b) das erste und letzte Mal in meinem Leben mit Gedankenverschwendung an Weihnachten frueher dran zu sein als jedes Kaufhaus in Oesterreich.
So, jetzt geniesse ich noch die letzten Stunden in denen ich fur insgesamt zehn Euro zwei Pizzas, ein Bier, drei Eis, zwei Fruchtshakes, eine Stunde Massage und ein Surfbrett fuer den Sonnenuntergang haben kann. Liebe Gruesse aus einer Art Paradies,
m

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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22. Februar!


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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

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