Asien

Freitag, 29. September 2006

Von Anfang und Ende...

Waehrend sich das Ende wohl ganz klar auf den ersten grossen (asiatischen) Abschnitt dieser Reise bezieht, ist der Anfang nicht ganz so klar zu deuten. Auf der einen Seite ist da natuerlich der Anfang dessen, was das Ende mit sich bringt. Ein neuer Kontinent, eine neue Umgebung, eine neue Art zu Reisen. Und auf der anderen Seite ist da ein neues Gefuehl mittlerweile schon so lange unterwegs zu sein, eine neue Stimmung, eine aus allmaehlicher Routine entstehende Verfassung, die mit der sich immer aendernden und oft die Vorherergehende uebertreffende Umgebung zusammenhaengt. Ach ja, und nicht zuletzt bezieht sich der Anfang auf den Fruehlingsbeginn, der sich hier immer mehr bemerkbar macht. Bluehende Baeume und Straeucher, kuehle 25 Grad tasten sich immer mehr an die 30 Grad Grenze heran und Einheimische tragen je eine rote und eine weisse Bluete im Haar, symbolisch fuer die indonesische Flagge versteht sich. Natuerlich nehmen sie es einem nicht uebel, wenn man die patriotische Sitte als gastfreundschaftliche Geste gegenueber den oesterreichischen Touristen frei interpretiert. Meine Zeit in Bali neigt sich dem Ende zu und schoen langsam Blicke ich mit immer groesserer Vorfreude einem neuen Kontinent entgegen (auch wenn dieser zu was weiss ich wieviel Prozent aus Wueste besteht). In der letzten Woche haben wir die Insel ein wenig weiter erkundet, allzu weit sind wir allerdings nicht gekommen. Das haengt einerseits damit zusammen, dass die Strassen, auf denen man sich hier fortbewegt, in vieler Hinsicht dem ersten Wiener Gemeindebezirk aehneln (nicht aber die Haeuser) und man oft einen ganzen Vormittag fuer wenige Kilometer braucht. Zuviele Autos auf zuwenig Strasse, zu eng, Hendl und Kuehe ueberall (anstelle der Fiaker), und die Eigenart, in den Osten zu fahren, wenn man in den Westen will. Andererseits haben wir viel Zeit in einem Dorf (naja,... einer Strasse) verbracht, in dem nichts ist. Fast nichts, ausser einer Tauchschule, ein paar billigen Unterkuenften und wenigen Menschen, die alle miteinander verwandt oder verschwaegert sind. Da hat das Riff, das davorgelagert ist, wesentlich mehr zu bieten, und aus diesem Grund waren wir auch dort. Neben dem ueblichen Programm an bunten Fischen und Korallen gabs auch ein Wrack, und meinen Bruder, der seit dieser Woche stolzer Open Water Diver ist. Wirklich wunderbar zum Tauchen hier, und auch das drumherum macht jeden Tauchgang zum Erlebnis. Die kleinen, bunten Fischerboote, mit denen man hinausfaehrt. Die kleinen, bunten Fischer, die einen hinausfahren. Die rostigen Motoren der Boote und (ich verkneife mir auch hier das Wort rostig zu verwenden) Gebisse der Fischer, die mehr an schweizer Emmentaler erinnern. Junge Frauen, die drei Taucherflaschen am Kopf tragen aber sich nicht helfen lassen, weil sie damit "gutes" Geld verdienen. Wie auch immer... Einen Tag lang bin ich mit einem geliehenen Moped die balinesische Amalfitana entlanggefahren und - surprisesurprise - ohne Patschen wieder heil angekommen. Auch wenn ich nur knapp einen auf der Strasse liegenden Baum und jedemenge jubelnde und winkende Kinder in Schuluniform verfehlt habe. In Ubud hab ich nach allzulangem Theaterentzug einem traditionell balinesischem Tanzdrama beigewohnt. Das ganze nennt sich Kecak und besteht - mehr oder weniger - aus einem Kreis von 100 Maennern aller Altersklassen, die mit nacktem Oberkoerper und Roecken (und Blueten im Haar!!!) eineinhalb Stunden lang Tschap Tschap Tschap Tschap..... rufen (im Chor natuerlich). Dazu tanzen zwei, drei junge Maedchen in bunten Kostuemen und erzaehlen Geschichten, die nur zusehr an die griechische Mythologie erinnern. Nach einer Zeit sind dann auch alle high, oder in Extase, oder in Trance, oder wie auch immer man es nennen will. War aber interessant. Ernsthaft, mein ich. Jetzt bin ich wieder zurueck im Surferdorf... Kakerlaken unterm Bett und Blasrohrverkaeufer am Strand. Man gewoehnt sich an alles. Insbesonders an Dinge, die nur vom Namen her so schlimm sind. Mal im Ernst, wuerden "Blutegel" zum Beispiel "Schmetterlinge" heissen, und "Schmetterlinge" umgekehrt "Blutegel", wuerde die Welt doch gleich ganz anders aussehen.
Jetzt aber Schluss, genug der Worte. Nochimmer ist es nicht Zeit fuer ein Resume des "ersten Abschnitts", vielleicht dann aus Darwin. Morgen werd ich noch ein kleines Paket zur Post bringen um (a) mein Gepaeck zu erleichtern (bis auf ein schweres Plagiat, das ich seit Malaysien mit mir herumschleppe, hab ich aber ohnehin nicht viel mit) und (b) das erste und letzte Mal in meinem Leben mit Gedankenverschwendung an Weihnachten frueher dran zu sein als jedes Kaufhaus in Oesterreich.
So, jetzt geniesse ich noch die letzten Stunden in denen ich fur insgesamt zehn Euro zwei Pizzas, ein Bier, drei Eis, zwei Fruchtshakes, eine Stunde Massage und ein Surfbrett fuer den Sonnenuntergang haben kann. Liebe Gruesse aus einer Art Paradies,
m

Samstag, 23. September 2006

Von Himmelskoerpern, dubiosen Naechten und einem verpassten Militaerputsch...

Na toll... den Militaerputsch in Thailand mitzuerleben waer auch noch eins der Dinge fuer die grosse Liste gewesen, aber ich verbring' meine Zeit lieber damit, auf Bali Surfbretter ins Gesicht geschlagen zu bekommen, Gummiboote ueber reissende Fluesse durch malerisch unechte Landschaften zu manoevrieren, mitten in der Nacht Vulkane zu besteigen und kleptomanische Affen zu fotografieren.
Kuta haben wir endgueltig verlassen und die Wellen den Australiern ueberlassen, die auch wirklich was damit anfangen koennen. Dann noch ein Tag Rafting zu einem Preis, in dem man in Oesterreich nicht mal ein halbes Paddel ausleihen kann, und schlussendlich richtung Norden ins (kulturelle und geographische) Zentrum der Insel. Ubud, wohnen bei einem Typen, der sich selbst "Mr. Happy" nennt und einen Sohn hat, der frueher oder spaeter "Mr. Happy jr." sein wird, weiters drei klaeffende Hunde und eine Armee kraehender Gockel besitzt, die geregelten Schlaf praktisch unmoeglich machen. Wie immer macht man aus der Not eine Tugend und bricht um 2 in der Frueh richtung Vulkan auf - diesmal mit Guide - um rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf der 1700 m Spitze zu sein. Erst mal ein eigenartiges Gefuehl, in einen dubios in der Dunkelheit wartenden schwarzen Lieferwagen zu steigen und im Halbschlaf einen an die Koh Phangan Magic Happy Shakes erinnernden Kaffee mit der Konsistenz eines Schokopuddings zu trinken, aber sobald man mit einer 70er Jahre Stil Taschenlampe beginnt ueber die ersten Lavasteine zu laufen wird alles relativ. Gut so. Noch in der Dunkelheit oben angekommen wartet man auf das Farbspektakel im Himmel. Ueberhaupt kommt den banalsten Himmelskoerpern auf so einer Reise eina ganz andere Bedeutung zu als daheim. Jeder Sternenhimmel wirkt hier einzigartig, jeder Sonnenuntergang wird aufs neue fotografiert und uebertrifft in seiner Schoenheit den des letzten Tages, ueber jede Sternschnuppe freut man sich und wuenscht sich erneut das selbe wie seit fuenf Jahren. Das allerschoenste aber sind die Sonnenaufgaenge. Mit ihnen ist immer ein besonderer Aufwand und dementsprechend eine besondere Umgebung oder Stimmung verbunden. Chiangmai, Angkor Wat, Phi Phi und heute der Vulkan - noch lassen sie sich an einer Hand abzaehlen.

P1070884

Nach zwei Monaten bin ich nun an dem Punkt angelangt, an dem ich immer wieder an den Punkt komme mich zu fragen und mir ins Bewusstsein zu rufen, wo ich bin und was ich eigentlich tue. Und das ist denke ich ein guter Punkt, wenn man sich dann in dem, wo man ist und was man tut, bestaetigt fuehlt. Eine Art Reizueberflutung war das ganze natuerlich von Anfang an, aber im Moment ist es gut an einem Ort zu sein, an dem die Zeit schnell vergeht, auch wenn man nicht staendig auf der Achse ist und Kilometer zuruecklegt. Zur Zeit befinde ich mich wieder auf einer Art Dekostopp, und jeden Tag waechst die Vorfreude auf Australien.

Mittwoch, 20. September 2006

Ueber das, was man tut...

P1070675

und das, was man nicht ist...

P1070640

BALI! Willkommen in der suedlichen Hemisphaehre... wieder Strand, wieder Tourismus, aber eine angenehme Art davon, und jede Menge Balinesen, die sich wie im Urlaub benehmen. Hier laesst sichs leben...
Dachte ja eigentlich, ich waere zum Tauchen hierher gekommen, aber dass dies ein Missverstaendnis war, stellte sich schon nach den ersten Minuten heraus. Surfer ueberall, Surfbretter, -sticker, -laeden, -musik, -bars, -hotels, uswusf... und natuerlich jede Menge Wellen. Dauerte knapp einen Vormittag bis ich mit meinem Bruder den ersten Kurs gebucht hatte. Drei Tage, mit der Garantie nach dem ersten Tag aufstehen zu koennen. Und ich meine hier nicht das Wallersee-Wappler-HeuteLeiderKeinWind-Windsurfen, sondern das Richtige. Mit Wellen und so. Neopren T-Shirt an, 20 Minuten Theorie, und eine Stunde spaeter steht man dann auch wirklich und "reitet" die erste Welle. Dass das Surfertum aber mehr ist, als sich auf ein Brettl zu stellen und ein wenig herumzuplantschen stellte sich wiederum 2 Stunden spaeter heraus, als wir halbtod zuerueck in unserem Zimmer lagen. Traurige Einsicht des Maerchenprinzen im Discostadl... Dass das Neopren T-Shirt eigenartige Falten schlug haengt wohl doch nicht mit dem eigenartigen Schnitt zusammen, sondern schlicht damit, dass es sich wohl eine andere Art von Traeger erwartet. Und die ganzen Typen die hier herumrennen... Oberarme mit einer Figur, von der meine Unterschenkel nur traeumen. Naja, so ist das eben und das naechste mal geh ich wieder Tauchen, und zwar mit einem gut sitzenden Ganzkoerperneoprenanzug. Auf jeden Fall macht das ganze nach wie vor Spass, auch wenn jeder einzelne Muskel (ein paar sind ja doch da), Knochen und ueberhaupt Koerperteil weh tut. Kann mir vorstellen, dass wir unsere Zeit hier in Bali noch geniessen werden, sind ja noch knapp zwei Wochen da und ausserdem gibts hier die bis jetzt sicher schoensten Sonnenuntergaenge!
m

Sonntag, 17. September 2006

Antworten und Satzglieder...

Nein, ich habe keinen Blutegelkopf mehr in den Beinen. Nein, ich habe auch sonst keine Fliegeneier unter der Haut, Parasiten im Magen oder Tollwut durch Rattenbisse. Ja, mir geht es gut. Alle Fragen beantwortet? Ich gebe ja zu, dass ich auch selbst ueber solche Dinge nachgedacht habe, aber dass ich mit dem letzten Bericht eine Besorgniswelle unter meinen Verwandten ausloeste, haette ich nicht gedacht. Immerhin hab ichs geschafft, zu einem Reisegeruecht zu werden, oder zumindest hoerte sich das so an, als ich zwei unverkennbar amerikanische Stimmen am Nebentisch in den Cameron Highlands belauschte. "Have you heard about that crazy guy from Europe who went into the jungle for three days - totally alone and with loads of leeches?". Auch wenns nicht auf der Liste steht, so gehoert das doch definitiv zu den 100 Dingen, die man getan haben sollte, bevor das Leben zu ende ist. Das alleine war das Abenteuer wert.

In den letzten 144 Stunden habe ich...
....vergeblich versucht, einen leicht hochtemperierten Sicherheitsbeamten der Petronastowers mit Doughnuts zu bestechen, um auf die Spitze der Twintowers - und nicht nur die oeffentlich zugaengliche Skybridge - zu duerfen.
....in Kuala Lumpur einen Fake-i-Pod fuer 40 Dollar gekauft.
....die beiden Starmania Finalisten der Singapore Idol Serie umarmt und mich mit ihnen fotografieren lassen.
....eine kanadische Homeopathie Studentin und Vietnam-AuPair-Maedchen kennen gelernt und seit langem wieder ein interessantes und ueber das uebliche Reisendengequatsche hinausgehendes Gespraech gefuehrt.
....eine Demonstration in Singapur miterlebt. Das ganze Szenario kann man sich so vorstellen: 150 schwerst bewaffnete Polizisten mit Springerstiefeln bilden einen Kreis, drumherum tummeln sich 45 Journalisten, die die Fotos noch von der Strasse per Email an die Zeitungen schicken, und in der Mitte stehen vier 35-Kilogramm Asiaten-Krixis mit ausgewaschenem T-Shirt und der handgeschriebenen Aufschrift "Democracy Now!"
....drei Euromuenzen, die ich seit Juli mit mir herumtrage, fuer eine gefaelschte Rolex im KL Chinatown eingetauscht.
....einen Feueralarm und die damit verbundene Gesamtevakuierung der Petronastowers miterlebt.
.... leicht enttaeuscht festgestellt, dass es im gesamten Singapur heute Abend nur zwei Theaterveranstaltungen gibt, von denen eine ausverkauft ist und die billigsten Tickets fuer die andere 80$ kosten.
....1700 Fotos auf DVD gebrannt und somit Platz fuer neue auf meinen Speicherkarten geschaffen.
....die Worte "Grossgmain", "Tuchlauben Eissalon" und "Mozartkugel" in einem Oesterreich Reisefuehrer in einer Buchhandlung in KL gelesen.
....meine Linke Fusssohle fillettiert.
....das Hummermenue im Raffles Hotel in Singapur be-... -trachtet und nur ich gedanken -stellt.
....einen Luis Vuitton Werbespotdreh in einem Einkaufszentrum in KL beobachtet.
....zum ersten mal mit Decke und ohne Ventilator geschlafen.
....einen Boh Tee getrunken, Cocktails in einer 34. Stock Skybar ueber der KL Skyline geschluerft, Indisches Essen von Bananenblaettern gegessen und ein Pork-Brain-Curry gemieden.

War eine ganz ganz tolle Woche, in Malaysien hatte ich ein sehr strammes Programm, ist sich aber alles gut ausgegangen und ich bin ueberal lange genug aber nicht laenger als notwendig geblieben. Kuala Lumpur ist eine schoene Geschaeftsstatt mit einigermassen angenehmen Flair, alles dreht sich um die Petronas Towers und dort fuehen auch alle Strassen hin. Die Cameron Highlands sind ein Kontrast zum Rest des Landes, aber in jeder Hinsicht entspannt und definitiv die lange Kurvenbusfahrt wert. Auch Singapur ist die Busfahrt und laaaange Einreiseprozedur wert, mit ihrer fotogenen Skyline und ihrem futuristischen OrdnungsKonstruktionsHabitus erscheint die Stadt aber mehr wie das Produkt der langen Erfahrung eines gut trainierten SimCity Computer Freaks. "Please Queue!" und "Don't lean against the wall". Die letzten M&M's in der U-Bahn haetten mich beinahe 500$ gekostet... und auch das Bewusstsein eine Strasse zu ueberqueren ist ploetzlich viel groesser.
Wie auch immer. Das ist das Ende des ersten grossen Abschnitts dieser Reise... Vor 51 Tagen bin ich aufgebrochen, vor einem halben Jahr hab ich mich noch gefragt, ob es eigentlich moeglich ist, die Strecke Bangkok-Singapur auf eigene Faust zurueckzulegen... aus allen Erfahrungen lernt man dazu, egal ob TukTuks, Reisfelder, Ruinen oder Blutegel. Zeit fuer ein groesses Resume ist es allerdings noch nicht, und deshalb freu ich mich jetzt einfach einmal auf den naechsten Flug und das naechste Ziel...

Montag, 11. September 2006

Von Pfaden, Ratten, blutgetraenkten Hosen, der Perfektion der Einsamkeit, Fitzcarraldo,... und einem grossartigen Abenteuer...

Arrrrghhhh... wo fang ich an... erst mal: ich bin zurueck. Heil und in einem Stueck, mehr oder weniger. Hab zwar ca. einen halben Liter Blut (und ein T-shirt, zwei Socken und eine Hose) dem Urwald ueberlassen, ansonsten geht es mir aber gut. Drei Tage, und - vorallem - zwei Naechte, im Dschungel. Gut 40 km enge Pfade gewandert, zwei Uebernachtungen in Holzverstecken, und den "grossen" (seit vorgestern ist dieser Begriff naemlich relativ, deshalb Anfuehrungszeichen) Tieren aus dem Weg gegangen. Aber... first things first, alles der Reihe nach... oder doch nicht. Was bringst erst so eine Einleitung zu schreiben und die Leute dann mit PhiPhi Straenden, Perhentian Clownfischen und alltaeglichen Fruchtshakegeschichten auf die Folter spannen zu wollen. Also gleich zurueck zum Taman Negara. Kam vor drei Tagen in der Frueh an und wollte - euphorisch und uebermuetig (frei nach dem Motto 'Ein bisschen Leichtsinn kann nicht schaden') - das Abenteuer sofort beginnen. Die Wege sind - laut Parkverwaltung, die ihren Dschungel offensichtlich (so laesst sich aus der ganzen restlichen nur mehr oder minder korrekten Information schliessen) nicht wirklich oft betritt - gut gekennzeichnet, ein Guide wird zwar empfohlen, Vorschriften gibts allerdings keine. Wasser besorgt, Schlaf- und Rucksack ausgeliehen und rein in den Wald. Fuenf Minuten - erster Donner - zehn Minuten - erster Rucksackschultergurt reisst - zwoelf Minuten - erster Regentropfen - vierzehn Minuten - erster Gedanke ans umkehren. Da das ganze aber eigentlich nur ein Gedanke an die Moeglichkeit eines Umkehrens, und nicht wirklich ein Gedanke an ein eigentliches Umkehren war, war ich ca. drei Stunden spaeter im ersten Unterschlupf - meinen Rucksack in den Haenden tragend. Nass, nicht nur vom Regen, sondern mindestens genauso vom Schweiss... und Blut. Regenzeit... Blutegelzeit! Der Taman Negara ist voll davon. Schauen eigentlich nur aus wie winzige Regenwuermer, bis sie sich einmal vollgesaugt haben. Wirklich viel machen kann man dagegen nicht, und so geschieht es, dass man sich nach drei Tagen sogar an blutnasse Hosen und eine Insektenspray-wiewerdeichsielos-Routine gewoehnt, die ich hier lieber nicht genauer beschreiben moechte. Dann der Unterschlupf... scheint - solange es noch hell ist - ganz friedlich. Nur die Eintraege vorhergegangener Wanderer ins Gaestebuch lassen eine Ahnung auf eine nicht ganz so ruhige Nacht wach werden. Es gibt zwei Dinge, die man ueber Ratten wissen muss: (A), wenn sie kommen und es irgendetwas zum anknabbern oder essen gibt, dann werden sie es finden. Und (B), sie kommen ganz bestimmt. Jeder kennt das Gefuehl, in der Nacht ploetzlich von einem unbekannten, aber ganz nah scheinenden Geraeusch geweckt zu werden. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde ist man zu 100 Prozent wach, faehrt praktisch aus dem Schlaf, greift instinktiv zur Taschenlampe und... erwartet im Grunde nicht, wirklich eine 30 cm grosse Ratte mit einem mindestens nocheinmal so langen Schwanz neben seinem Kopfkissen sitzen zu haben. Wie auch immer, haette das ganze Abenteuer nicht seine ueberwiegend positiven Seiten, wuerde ich jetzt nicht so freudig darueber berichten und mich noch immer in dieser gewissen Euphoriestimmung befinden, soeben etwas erlebt zu haben, dass nicht jeder betrunkene Fullmoonpartybackpacker erlebt. Erst mal sind die Wege, Bilder, die Umgebung, die Geraeusche (besonders die Geraeusche) und die eigentliche Natur des Wanderns einzigartig. Der Wald scheint noch so unberuehrt, und da wo er beruehrt wurde wehrt er sich, indem er mit aller Kraft die Wege, die gemacht wurden, wieder versperren will. Dann die Tiere... natuerlich sind das hauptsaechlich Insekten. Viele Insekten. Kleine (kleine kleine und grosse kleine, z.B. Spinnen), Grosse (kleine grosse und grosse grosse, z.B. Spinnen), und die wirklich Grossen (grosse grosse grosse sozusagen, z.B. Spinnen, diesmal aber die, die in jedem Hollywoodfilm ihre Rolle fix haetten). Da gibt es aber noch mehr... frei nach Fitzcarraldo hab ich mit Rigoletto eine ganze Menge Affen angelockt und gleichzeitig kleinere Dinosaurier vertrieben (diese ca. 1-2 Meter grossen Warane, die sich wirklich hinter jedem dritten Stein verstecken). Und am schoensten ist die ganze Kulisse natuerlich in der Abend- bzw. Morgenddaemmerung. Ich war auch wirklich froh, das ganze alleine durchgezogen zu haben. Wenn man nach einem 7-8 Stunden Spaziergang so einen Hide erreicht fuehlt man sich so unglaublich frei und befreit. Da brauch ich niemanden anderen, dem es auch so geht. Und dann hat man immer noch einen ganzen spaeteren Nachmittag/Abend, an dem man die unglaublichsten Dinge denkt, und ganz besonders immer wieder zu dem Gedanken zurrueckkehrt, im Umkreis von 15 km der einzige Mensch zu sein. Das waren jetzt drei wunderbare Tage, und vielleicht bleibt ja die eine oder andere Blutegelnarbe als Erinnerung. Im Moment schauts gut damit aus.
So, und soll ich jetzt wirklich noch was von den PhiPhi oder Perhentian Islands erzaehlen??? Waren beide auf jeden Fall sehr schoen. Auf den Perhentians ist zu schaetzen, dass sie noch nicht so populaer sind, dass man ausser auf Touristen auf praktisch gar nichts mehr trifft. Auf der ganzen Insel sind vielleicht soviele Menschen, wie in Koh Samui auf einem Strand, und wenn man das wiederum durch die Anzahl der Straende teilt, teilt man sich selbst einen Strand nur noch mit einigen Kokosnuessen und/oder Affen. Malaysien ist ueberhaupt grossartig. Die Malays kommen mir wesentlich freundlicher vor als die fuer ihre Freundlichkeit bekannten und geschaetzten Thais, und auch, dass man jetzt mehr Kopftuecher als leicht bekleidete Gogo Taenzerinnen sieht, stoert mich nicht. Ansonsten hab ich das mittlerweile zweite Handtuch verloren, mich von einer Schwedin zu weiteren Tauchgaengen ueberreden lassen und befinde mich jetzt - eingeschoben noch vor Kuala Lumpur - am Weg in die Cameron Highlands.
Schluss mit Leichtsinn, genug Abenteuer (fuer ein paar Tage zumindest), ab jetzt werde ich zum serioesen Reisenden.
m

Freitag, 8. September 2006

Ortsmeldung

Nur kurz, wenig Zeit. Bin seit drei Tagen wieder alleine unterwegs und alles laeuft demgemaess perfekt. Habe die unwirklichen Phi Phi Inseln verlassen und mich endlich wieder in eine Art Abenteuer gestuerzt. Zwei wunderbare Tage und Tauchgaenge auf den Perhentian Islands (mehr dazu in Kuerze) und seit heute Frueh im Taman Negara, dem aeltesten Urwald der Welt. Soeben hab ich mich mit 12 Litern Trinkwasser, jeweils zwei Packungen Keksen und Thunfisch, drei Tafeln Schokolade und einer neuen Dose Insektenspray ausgestattet und breche jetzt in den Dschungel auf. Bin ein wenig im Stress, sollte noch vor der Daemmerung am Tigerjagdgebiet vorbei. Das ist jetzt kein Schmaeh. Wollte eigentlich nur irgendwem meinen derzeitigen Aufenthaltsort bekanntgeben, melde mich in 5-6 Tagen aus Kuala Lumpur wieder. Wenn nicht, dann... wie gesagt, bin im Taman Negara.

Dienstag, 5. September 2006

"Coming to the Beach..."

P1060464

Phi Phi Phantasmagorie

P1060460

Montag, 4. September 2006

Urlaubshimmel, Reisehoelle...

Phuket, 3.9.2006, 21 Uhr:

X: Hello my friend... you want shoe?

M: No, thank you.

X: Why not my friend??? Good quality, my friend. NikePumaAdidas. Cheaper for you, my friend.

M: Your shoes are too small for my feet.

X: No, no, my friend... have big size for big feet my friend.

M: No you don't.

X: Yes, yes, my friend. Have fourty six big size my friend.

M: I need fifty.

X: Ok my friend, maybe see you next year.


Phuket... schoen langsam ists genug mit Straenden. Ich muss weg! Morgen noch die lang ersehnten Phi Phi Inseln und dann endlich Richtung Malaysien. Wie zig tausende Menschen nur wegen diesem Ort nach Thailand kommen und hier Wochen lang am Strand bruzeln kann ich nicht verstehen... besonders mit der ganzen Tsunami Geschichte, die zwar nicht mehr sichtbar, aber doch noch stark spuerbar ist. Die ersten zwei Haeuserblockreihen hinter dem Strand sind einfach neu aufgebaut worden, dazu jede Menge Tsunamivorwarnstationen und Evakuierungsschilder... Die einzig sichtbare Narbe sind die Baum- und Palmenskelette, auf denen sich erst ueber der fast vier Meter hohen Wassergrenze wieder eine Krone gebildet hat. Die Touristen fuehlen sich wohl und freuen sich ueber Tsunamifotos, -DVDs und -T-Shirts, mit denen man sich bei jedem Souvenirshop eindecken kann. Auch die Agressivitaet und Penedranz der Tuk Tuk Fahrer uebersteigt hier eine Gewisse Grenze, sodass der zweite grosse Souvenir Renner ein T-Shirt mit der Aufschrift "No, I don't want a fu%k?*g Tuk Tuk, Suit or Massage!" ist. Ich sehne mich schon wieder nach dem Abenteuerreichtum des wirklichen Reisens und freue mich umsomehr auf die Aussicht, in wenigen Tagen im Tamen Negara in Malaysien zu sein. Ueberhaupt ist die Zeit hier in Asien mittlerweile schon absehbar, bin ich doch in nicht mal einem Monat schon in Australien! Wie ich hoere und lese, geht auch in Salzburg und Wien die Ferienzeit zuende und alle kehren in ihre Semesterunterkuenfte zurueck... wuensche allen einen guten Start und freue mich ueber jede Zeile,
m

Samstag, 2. September 2006

Von Goa, Feuer, Ferien und Fisch...

Koh Samui... die Beauty Queen unter den Inseln Thailands, laut Lonely Planet aber mit zuviel Make-up. Und das ist richtig so. Pauschaltouristen aus Europa soweit das Auge reicht, und trotzdem sind die Straende irgendwie zum wohlfuehlen. Wilkommen in Jesolo. Koh Phangan war schlussendlich nicht nur schoen, sondern brachte auch eine Menge neue Eindruecke mit sich. Eine Insel, die alleine fuer ihre Partys bekannt ist, ist natuerlich die ideale Umgebung um ganz einfach andere Menschen zu beobachten, fast so wie ein Bahnhof oder Flughafen, und da ich noch eine Deutsche traf, die das ebensogerne tut wie ich, war schon mal alles gut und selbst eine ganze Nacht lang Trance und Rave im psychodelisch gestalteten Goa Dschungel Setting schien nicht nur ertraeglich, sondern wurde sogar richtig unterhaltsam. Polizisten in Zivil, die versuchen einem die unglaublichsten Drogen zu verkaufen, Feuerjongleuere, neon Tattoos und Alkoholkuebel, von denen eingefleischte Ibizaner nur traeumen wuerden. Menschen werden zu Tieren, nur, dass sie sich schlimmer benehmen.

P1050840

Und jetzt zuerueck nach Jesolo. Wollte eigentlich nur einen Tag hier bleiben, die Aussicht auf Hochseefischen hielt mich dann aber doch laenger hier, ehe ich mich morgen frueh Richtung Phuket aufmache. Den heutigen Tag verbrachte ich mit meinem Bruder, Jean-Luc de France und dem naechsten Nachkommen des Thailaendischen Australopitikus auf einem Fischerboot, ausser jeder Menge kleiner Bachforellen (oder so was aehnlichem) ging aber nichts ins Netz. Die schmecken jedoch richtig gut, wurden noch am Boot gegrillt.

P1060081

Ueberhaupt hab ich in den letzten Tagen viel Fisch gegessen, aber bei Barracudasteaks und White Snapper fuer 3.20 Euro ist das kein Wunder. Und weil wir grad bei soviel Fisch sind, ist es vielleicht auch noch eine Erwaehnung wert, dass die Fische hier fliegen. Manche zumindest. Das ist wirklich so und nicht eine Erkenntnis der Goa Nacht. Dann noch eine Runde am Jetski (wieder Jesolo - nur wesentlich billiger) und ein Abend samt Feuerstab am Strand... schoen hier, aber schoen langsam freu ich mich, wenn ich wieder weg komm von Sonnenstuehlen. Noch vier Tage in Thailand.
m

P1060105

P1050890

Mittwoch, 30. August 2006

Von Straenden, Haien, Straenden, dem zweiten Reifenplatzer, Straenden, und der Leicht(sinn)igkeit des Seins...

Tuerkisgruenes (zugegeben ein eigenartiges Wort ohne Umlaute) Meer, weisser (mit ein wenig gutem Willen) Strand, Palmen und jede Menge bunte Fische. Ein Bungalow mit Meerblick und Haengematte fuer 4 Euro pro Nacht. Inklusive Swimmingpool auf einer Terasse, sodass man nicht nur den darunterliegenden Strand, sondern auch die weit entfernten Inseln sehen kann. Fruchtshakes zum Fruehstueck, Tauchgaenge am Vormittag, Lange Inselentdeckungsspaziergaenge am Nachmittag, das eine oder andere Curry (oder wie heute auch mal ein Schnitzel) zwischendurch, Strandbars mit Feuerjongleuren in der Nacht. Auch wenn die Erlebnis- und Abenteuerintensitaet der ersten Wochen um mehrere hundert Prozent zuerueckgegangen ist, so laesst es sich fuer eine gewisse Zeit auch in diesem Stil ganz gut leben. Koh Tao, Koh Phangan, Koh Samui und wie die Schoenheiten des Thailaendischen Golfes alle heissen... fuer Strandtouristen das Paradies, fuer mich eine Art Erlebnisdekompressions und -Erholungsstaette, bevor es in den Dschungel Malaysiens geht. Schoen ist es hier, keine Frage, und ich plane schon jetzt einen der folgenden Sommer wieder hier zu verbringen. Die Tauchlehrerausbildung geht schnell, und deutschsprachige Divemaster sind immer gefragt... wer weiss, vielleicht in zwei Jahren, '07 ist ja schon verplant. Die Unterwasserwelt ist wirklich noch wesentlich beeindruckender als die ueber dem Meeresspiegel. Da gibts noch keine Baustellen, die die Verwuestung der Insel in den naechsten Jahren andeuten. Dafuer jede Menge grossartige und noch nie gesehene Tiere. Nur meine Flossen nehm ich das naechste mal selber mit,... hab das erste mal seit der vierten Klasse Volksschule wieder "Schuhe" in Groesse 46 getragen. Aber auch ueber dem Meer gibt es einiges zu sehen hier, abseits von hunderten "Cheaper for you" Staenden und "You want Taxi boat" Lobbyisten. Die Wege sind eng und steinig, was bei den einen zu geringeren Fleischwunden sorgt (siehe Link Matthias) und bei mir zum zweiten Platten innerhalb eines Monats. Auch die Preise steigen stetig, zahlt man mittlerweile fuer einen Reifenwechsel doch schon ganze vier Euro! Die Letzten Tage hab ich auf Koh Tao verbracht, etwas ruhiger und kleiner als Koh Phangan, wo wir im Moment auf den minder bekannten Halbmondauftakt zur weltweit bekannten Vollmondparty warten. Alles in allem koennte man - wie gesagt zumindest fuer eine gewisse Zeit lang - nicht mehr vom Leben erwarten. Zu lange halte ich die Leichtigkeit des Seins hier aber nicht aus, verleitet sie doch immer wieder zur Leichtsinnigkeit. Da kommt es schon mal vor, sein Geldboersel am Boot zu vergessen (siehe wiederum Link Matthias), oder sich bei selbstueberschaetzenden Kletterversuchen die gesamten Fussohlen und Handflaechen auf boesartig vor sich hin vegetierenden Muscheln aufzuschneiden (...ich)... wie auch immer, mir gehts gut.
m

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

Back home seit...

22. Februar!


P1060057

Status

Online seit 6655 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

Suche

 


Archiv
Asien
Australien
English
Fidschi
Impressum
Intro
Mittelamerika
Neuseeland
Nordamerika
Route
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren