Freitag, 13. Oktober 2006

Ueber das Nichts, wo doch was ist...

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Outback... Was erwartet man sich? Ewig lange, rote Sandstrassen. Steppe, Wueste, Pampa. Hier und da ein Kaenguruh, wilde Pferde, Kuehe, Eidechsen, Schlangen, Krokodile, Spinnen. Schluchten, Bushcamps und alle paar hundert Kilometer ein heruntergekommenes Roadhouse, wo man fuer 2.50 Dollar duschen kann. Kuehle Naechte im Canvas Schlafsack unter freiem Himmel, Tageswanderungen bei 45 Grad im Schatten; oder in der Sonne, bei Temperaturen, die das Thermometer nicht anzuzeigen wagt. Rote Sandsteinformationen, die sich im Sonnenuntergang noch kraeftiger verfaerben und regelrecht fordern, hundertfach fotografiert zu werden. Baeume, die nach einer Aborigine Legende in die falsche Richtung wachsen und ihre Wurzeln ueber der Erde tragen. Eine kleine Reisegruppe von 20 mehr oder weniger jungen Abenteurern, die in einem Isuzu 4WD Truck ueber Offroad Strecken von Nationalpark zu Nationalpark fahren. Ein Australischer Tourguide, der mit Lagerfeuerkohlen im Gusseisentopf Chocolate Fudge Geburtstagstorten herzaubert.
Und all das bekommt man auch, mal abgesehen von den Schlangen, denen es sogar im Schatten zu heiss ist.

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Gestern Abend bin ich in Broome angekommen, der ersten kleineren Stadt nach gut 2000 Kilometern im Bush. Wieder Duschen, wieder Betten, wieder Bars, wieder Menschen. Und trotzdem fragt man sich nach einer Woche wie der letzten, ob man das alles ueberhaupt braucht. Wenn ich waehlen muesste, wuerde ich mich eher fuer den 12 Meter Sprung vom Wasserfall entscheiden als fuer eine rostende Metall Dusch Kabine in einem Backpacker Schuppen. Die letzten Tage waren wieder einmal grossartig, und so extrem verschieden zu all dem, was ich sonst bis jetzt erlebt habe. Gemeinsam mit der U30 (Europa) Auswahl von Schweizer Bergbauerinnen und Kreuzfahrtschiffrezeptionistinnen, Hollaendischen Alleinunterhaltern, Englischen Anwaeltinnen, Irischen Finanzgurus, Australischen Volksschullehrerinnen und dem einen oder anderen Studenten arbeiteten wir uns von Darwin ueber Katherina und Kununurra nach Western Australia in die Kimberleys vor, ueber die Bungle Bungles und die Gibb River Road in etliche Schluchten und schlussendlich ueber Derby nach Broome. Uebermorgen gehts weiter in die Grosse Sandige Wueste, eine grosse, sandige Wueste, wie ich mir sagen hab lassen. Australien ist wunderbar, und ich freue mich, noch eine Zeit lang hier zu sein.

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Man freut sich jeden Tag wieder, noch vor der Sonne aufzustehen um die Zeit zu nutzen, in der es hell, aber nicht heiss ist. Mit einer festen Gruppe unterwegs zu sein ist auch einmal eine schoene Abwechslung, ist es doch sonst beim Reisen so, dass man zwar unendlich viele Leute trifft und unglaublich schnell Freunde gewinnt, sie aber dann mindestens so schnell auch wieder verliert. Bei einem Grossteil stoert es nicht, ihn wahrscheinlich nie wieder zu sehen, aber dann gibt es doch immer wieder den einen oder anderen Menschen, den man gerne besser kennen lernen wuerde. Jemanden, der einen interessiert. Jemanden von einer Art, wie man ihn unterbewusst schon lange gesucht hat. Wenn man soviele Leute trifft und sich unterhaelt, egal ob fuer eine Woche, einen Tag, ein paar Stunden oder nur wenige Minuten, wird einem erst wirklich bewusst, wieviele verschiedene Menschen, Persoenlichkeiten und Geschichten es eigentlich gibt. Man wird aus seinem Microkosmos mit ein paar hundert Bekannten und einigen Freunden herausgerissen und es wird einem klar, wieviele Menschen man eigentlich nicht kennt, ist man sich doch sonst immer nur ueber die bewusst, die man kennt. Einmal Blut geleckt, will man mehr. Man will sie alle kennnen lernen, man will sie alle kennen. Unmoeglich, ja, aber wie beim Sammeln von Briefmarken oder alten Reclamheften wird das ganze zum Hobby, und auch wenn man zunaechst zig Antiquariate durchstoebern muss und schon die hundertste Version vom Nathan ueberblaettert, der wie immer die halbe Kartonkiste belagert und aufgrund seiner Haeufigkeit jede Besonderheit (als Reclamheft) verloren hat, findet man irgendwo, irgendwann ein Stueck, dass man noch nicht hat, noch nicht kennt, aber unterbewusst schon lange sucht. Und irgendwie wusste man im Nachhinein, dass man es hier finden wuerde.

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Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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22. Februar!


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Online seit 6898 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

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