Ueber Kava, Muschelketten und grosse kleine Zehen...
Da bin ich nun, irgendwo im Suedpazifik, kurz davor, Strom, Internet, Handynetz und sonstige Notwendigkeiten unserer Zivilisation fuer eine Zeit am Festland zurueckzulassen. Meine letzte Tat in Neuseeland war es, ein Zelt gegen Taucherbrille, Schnorchel und eine halbe Tube Sonnencreme einzutauschen. Dann zum Flughafen, drei Stunden uebers Meer, und schon wurde ich "persoenlich" von zwei Gitarren und einer Ukulele empfangen. Aufatmen, ich bin also doch nicht vollkommen fehl am Platz mit meiner fruehzeitigen Anschaffung, brauche mir nicht fehl am Platz vorzukommen. Per Shuttel zum erstbesten Hostel, es ist warm und feucht, aber nicht unangenehm, endlich wieder Sommer nach dem klaeglichen neuseelaendischen Versuch. Noch bevor ich meinen Rucksack auf eines der vierzig Betten im Dorm stellen kann lande ich in einer Runde Fidschis. Wieder zwei Gitarren, wieder eine Ukulele, wieder aufatmen. Drei Generationen sitzen da beisammen, die Alten, die irgendeinen Zaubertrank in einer grossen Holzschale brauen, die Mittleren, die fuer die Musik und Unterhaltung sorgen, und die Jungen, die sich selbst unterhalten, und mit Blumenkraenzen, Muschelketten und Hularingen aus grossen Blaettern tanzen. Warte mal, wo sind eigentlich die Touristen, fuer die die das veranstalten, denk ich mir, aber mit der Zeit macht sich doch der erfuellende Gedanke breit, dass die das vielleicht gar nicht ausschliesslich fuer Touristen machen, sondern fuer sich selbst. Verstaendlich, wenn ich mir die strahlenden Gesichter der Kinder ansehe. Ich trinke etwas, das nach Erde schmeckt und aus irgendeiner Wurzel hergestellt wird. Meine Zunge ist taub, trotzdem ungehemmt gute Laune. Ein vierjaehriger lernt mir Tanzen, ich bekomme eine sonderbare Muschelkette umgehaengt, fuehle mich immer wohler. Abgesehen von meiner kleinen Zehe, die nach einem unvermeidlichen Zusammenstoss mit einem massiv und ignorant im Weg herumstehenden Tischbein zur halben Groesse meiner grossen Zehe angeschwollen ist. Und wer mich kennt weiss, wie gross meine grosse Zehe ist. Heute morgen meint ein Grazer Arzt, dass sie zwar wahrscheinlich gebrochen ist, aber man kann sowieso nichts dagegen machen. Ist aber sowieso egal, von einer Zehe lass ich mir nichts verderben, schon gar nicht eine Woche in Fidschi. Der gestrige Abend war sonderbar, und schoen. Die Vorfreude auf die naechsten Tage wird immer groesser. Ich kann mich an keinen Tiefpunkt im Jahr 2006 erinnern, und so schwer es dann normalerweise faellt, loszulassen, freue ich mich umsomehr auf 2007. Im Grunde ist es doch nichts anderes als eine neue Runde Zeit, ein gratis Upgrade fuer mehr Erlebnisse, eine neue Basis fuer weitere Erfahrungen. 2006 in irgendeiner Weise anzutasten wird schwierig fuer 2007, aber das dachte ich mir bis jetzt noch an jedem Sylvesterabend der letzten fuenf Jahre. Wenn Menschen den Standpunkt erreichen, an dem sie meinen, dass es und ihre Situation in jeder Weise nur noch besser werden kann, finden sie doch immer noch irgendein Dilemma in dem sich alles verschlimmert. Ich bin der Meinung und denke permanent, dass es nicht mehr besser werden kann, und wenn ich von dieser Einstellung enttaeuscht werde, dann nur positiv.
snake.gg - 30. Dez, 20:15