Von Pfaden, Ratten, blutgetraenkten Hosen, der Perfektion der Einsamkeit, Fitzcarraldo,... und einem grossartigen Abenteuer...
Arrrrghhhh... wo fang ich an... erst mal: ich bin zurueck. Heil und in einem Stueck, mehr oder weniger. Hab zwar ca. einen halben Liter Blut (und ein T-shirt, zwei Socken und eine Hose) dem Urwald ueberlassen, ansonsten geht es mir aber gut. Drei Tage, und - vorallem - zwei Naechte, im Dschungel. Gut 40 km enge Pfade gewandert, zwei Uebernachtungen in Holzverstecken, und den "grossen" (seit vorgestern ist dieser Begriff naemlich relativ, deshalb Anfuehrungszeichen) Tieren aus dem Weg gegangen. Aber... first things first, alles der Reihe nach... oder doch nicht. Was bringst erst so eine Einleitung zu schreiben und die Leute dann mit PhiPhi Straenden, Perhentian Clownfischen und alltaeglichen Fruchtshakegeschichten auf die Folter spannen zu wollen. Also gleich zurueck zum Taman Negara. Kam vor drei Tagen in der Frueh an und wollte - euphorisch und uebermuetig (frei nach dem Motto 'Ein bisschen Leichtsinn kann nicht schaden') - das Abenteuer sofort beginnen. Die Wege sind - laut Parkverwaltung, die ihren Dschungel offensichtlich (so laesst sich aus der ganzen restlichen nur mehr oder minder korrekten Information schliessen) nicht wirklich oft betritt - gut gekennzeichnet, ein Guide wird zwar empfohlen, Vorschriften gibts allerdings keine. Wasser besorgt, Schlaf- und Rucksack ausgeliehen und rein in den Wald. Fuenf Minuten - erster Donner - zehn Minuten - erster Rucksackschultergurt reisst - zwoelf Minuten - erster Regentropfen - vierzehn Minuten - erster Gedanke ans umkehren. Da das ganze aber eigentlich nur ein Gedanke an die Moeglichkeit eines Umkehrens, und nicht wirklich ein Gedanke an ein eigentliches Umkehren war, war ich ca. drei Stunden spaeter im ersten Unterschlupf - meinen Rucksack in den Haenden tragend. Nass, nicht nur vom Regen, sondern mindestens genauso vom Schweiss... und Blut. Regenzeit... Blutegelzeit! Der Taman Negara ist voll davon. Schauen eigentlich nur aus wie winzige Regenwuermer, bis sie sich einmal vollgesaugt haben. Wirklich viel machen kann man dagegen nicht, und so geschieht es, dass man sich nach drei Tagen sogar an blutnasse Hosen und eine Insektenspray-wiewerdeichsielos-Routine gewoehnt, die ich hier lieber nicht genauer beschreiben moechte. Dann der Unterschlupf... scheint - solange es noch hell ist - ganz friedlich. Nur die Eintraege vorhergegangener Wanderer ins Gaestebuch lassen eine Ahnung auf eine nicht ganz so ruhige Nacht wach werden. Es gibt zwei Dinge, die man ueber Ratten wissen muss: (A), wenn sie kommen und es irgendetwas zum anknabbern oder essen gibt, dann werden sie es finden. Und (B), sie kommen ganz bestimmt. Jeder kennt das Gefuehl, in der Nacht ploetzlich von einem unbekannten, aber ganz nah scheinenden Geraeusch geweckt zu werden. Innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde ist man zu 100 Prozent wach, faehrt praktisch aus dem Schlaf, greift instinktiv zur Taschenlampe und... erwartet im Grunde nicht, wirklich eine 30 cm grosse Ratte mit einem mindestens nocheinmal so langen Schwanz neben seinem Kopfkissen sitzen zu haben. Wie auch immer, haette das ganze Abenteuer nicht seine ueberwiegend positiven Seiten, wuerde ich jetzt nicht so freudig darueber berichten und mich noch immer in dieser gewissen Euphoriestimmung befinden, soeben etwas erlebt zu haben, dass nicht jeder betrunkene Fullmoonpartybackpacker erlebt. Erst mal sind die Wege, Bilder, die Umgebung, die Geraeusche (besonders die Geraeusche) und die eigentliche Natur des Wanderns einzigartig. Der Wald scheint noch so unberuehrt, und da wo er beruehrt wurde wehrt er sich, indem er mit aller Kraft die Wege, die gemacht wurden, wieder versperren will. Dann die Tiere... natuerlich sind das hauptsaechlich Insekten. Viele Insekten. Kleine (kleine kleine und grosse kleine, z.B. Spinnen), Grosse (kleine grosse und grosse grosse, z.B. Spinnen), und die wirklich Grossen (grosse grosse grosse sozusagen, z.B. Spinnen, diesmal aber die, die in jedem Hollywoodfilm ihre Rolle fix haetten). Da gibt es aber noch mehr... frei nach Fitzcarraldo hab ich mit Rigoletto eine ganze Menge Affen angelockt und gleichzeitig kleinere Dinosaurier vertrieben (diese ca. 1-2 Meter grossen Warane, die sich wirklich hinter jedem dritten Stein verstecken). Und am schoensten ist die ganze Kulisse natuerlich in der Abend- bzw. Morgenddaemmerung. Ich war auch wirklich froh, das ganze alleine durchgezogen zu haben. Wenn man nach einem 7-8 Stunden Spaziergang so einen Hide erreicht fuehlt man sich so unglaublich frei und befreit. Da brauch ich niemanden anderen, dem es auch so geht. Und dann hat man immer noch einen ganzen spaeteren Nachmittag/Abend, an dem man die unglaublichsten Dinge denkt, und ganz besonders immer wieder zu dem Gedanken zurrueckkehrt, im Umkreis von 15 km der einzige Mensch zu sein. Das waren jetzt drei wunderbare Tage, und vielleicht bleibt ja die eine oder andere Blutegelnarbe als Erinnerung. Im Moment schauts gut damit aus.
So, und soll ich jetzt wirklich noch was von den PhiPhi oder Perhentian Islands erzaehlen??? Waren beide auf jeden Fall sehr schoen. Auf den Perhentians ist zu schaetzen, dass sie noch nicht so populaer sind, dass man ausser auf Touristen auf praktisch gar nichts mehr trifft. Auf der ganzen Insel sind vielleicht soviele Menschen, wie in Koh Samui auf einem Strand, und wenn man das wiederum durch die Anzahl der Straende teilt, teilt man sich selbst einen Strand nur noch mit einigen Kokosnuessen und/oder Affen. Malaysien ist ueberhaupt grossartig. Die Malays kommen mir wesentlich freundlicher vor als die fuer ihre Freundlichkeit bekannten und geschaetzten Thais, und auch, dass man jetzt mehr Kopftuecher als leicht bekleidete Gogo Taenzerinnen sieht, stoert mich nicht. Ansonsten hab ich das mittlerweile zweite Handtuch verloren, mich von einer Schwedin zu weiteren Tauchgaengen ueberreden lassen und befinde mich jetzt - eingeschoben noch vor Kuala Lumpur - am Weg in die Cameron Highlands.
Schluss mit Leichtsinn, genug Abenteuer (fuer ein paar Tage zumindest), ab jetzt werde ich zum serioesen Reisenden.
m
So, und soll ich jetzt wirklich noch was von den PhiPhi oder Perhentian Islands erzaehlen??? Waren beide auf jeden Fall sehr schoen. Auf den Perhentians ist zu schaetzen, dass sie noch nicht so populaer sind, dass man ausser auf Touristen auf praktisch gar nichts mehr trifft. Auf der ganzen Insel sind vielleicht soviele Menschen, wie in Koh Samui auf einem Strand, und wenn man das wiederum durch die Anzahl der Straende teilt, teilt man sich selbst einen Strand nur noch mit einigen Kokosnuessen und/oder Affen. Malaysien ist ueberhaupt grossartig. Die Malays kommen mir wesentlich freundlicher vor als die fuer ihre Freundlichkeit bekannten und geschaetzten Thais, und auch, dass man jetzt mehr Kopftuecher als leicht bekleidete Gogo Taenzerinnen sieht, stoert mich nicht. Ansonsten hab ich das mittlerweile zweite Handtuch verloren, mich von einer Schwedin zu weiteren Tauchgaengen ueberreden lassen und befinde mich jetzt - eingeschoben noch vor Kuala Lumpur - am Weg in die Cameron Highlands.
Schluss mit Leichtsinn, genug Abenteuer (fuer ein paar Tage zumindest), ab jetzt werde ich zum serioesen Reisenden.
m
snake.gg - 11. Sep, 14:52
Grüezi!
Bussi Sabi