Uluru, in den Schatten gestellt.
Es war von Anfang an klar, dass ich nicht nach Australien komme, um den Ayers Rock zu sehen, sondern den Ayers Rock sehen werde, weil ich schon mal nach Australien komme.
Noch zig Kilometer entfernt erkennt man am Horizont schon dieses grosse, rote Ding, das als perfektes Individuum alles andere in seiner Umgebung, woertlich und physisch, uebertrifft. Drei Duzend Busse reihen sich in der streng eingezaeunten Sunset Viewing Area nebeneinander auf, Japanische Touristen werden per Rollstuhl Shuttle Service zu weiss gedeckten Tischen gebracht. Nur die Sonne entzieht sich dem Spektakel und versteckt sich hinter einer dicken Wolkendecke. Trotz fehlendem Antagonisten laesst sich Team Japan die Laune nicht verderben. Die Brut Royale ploppt, Gurken Dips und Kaesecracker regieren die Welt. Und dann eine unerwartete Wendung. Wenige Grade ueber dem Horizont laesst sie sich dann doch noch durch einen hauchduennen Spalt blicken und faerbt den grossen Stein innerhalb eines Sekundenbruchteils von grau-braeunlich-g'spieben in ein majestaetisch purpurnes Rot. Der Champagner laeuft ueber die weit aufgerissenen Lippen zurueck ins Glas und instinktiv greift die japanische Touristenarmee zum Kodak Atelier. Zu spaet. Ein weiteres Mal verdirbt die Sonne ein Foto, fuer das wir alle 20000 Kilometer geflogen sind, doch bevor man das realisiert, sind die Klapptische und Gurkendips schon sicher fuer den naechsten Abend verstaut und alle Schafe werden im Wettlauf um die Poleposition beim All You Can Eat Gourmet Dinner Buffet mit pinken Schirmchen zurueck in den Stall getrieben. Was fuer ein wunderbarer Abend. Knapp zehn Stunden spaeter kehrt man zum analogen (-)Aufgangsspektakel zurueck, klettert gegen den Willen der traditionellen Besitzer auf den Berg, stoepselt sich Musik ins Ohr und denkt an Dinge, die man nicht aufschreiben kann.
Die Aborigines glauben, dass die Welt in ihren Anfaengen ein flaches Land ohne Eigenschaften war und in ihrer Schoenheit und Einzigartigkeit erst von maechtigen Vorfahren auf ihren Reisen durch das neue Land gestaltet wurde. Dieser Gedanke gefaellt mir, und ueberhaupt empfinde ich, dass viele ihrer Geschichten, die die Dinge erklaeren, wie sie sind, wesentlich origineller und kreativer erscheinen, als wissenschaftliche Thesen. Ebenso beeindruckend ist, dass sie keinerlei Beduerfnis haben, ihren Glauben zu verbreiten, mit anderen zu messen oder ihn gar als einzig wahren irgendjemandem aufzuzwingen versuchen. Die "wahren" Geschichten rund um Uluru, Kata Tjuta und co bleiben jedem Australier und Auslaender verborgen, da wir alle als Kinder und nicht Teil ihrer reifen Gesellschaft betrachtet werden. Deshalb faellt es mir schwer, einen grossen, rostigen Stein als "Herz" und "wahre Seele" Australiens zu betrachten, wie es einem das einheimische Touristenbuero vorschreibt.
Nichtsdestotrotz bleibt das Red Center ein beeindruckendes Schauspiel fuer Augen und Oberschenkel und ich habe es nicht bereut, hierher zu kommen. Fuer einen Moment fuehlte ich mich zurueckgesetzt in das Konsumparadies Thailand, als ich fuer nicht mal 18 Euro in einem Helikopter ueber rote Schluchten flog. Fast wie auf einer Liste kann ich bald die Top Ten der Naturhighlights unseres Planeten abhaken, wenn ich morgen ans Great Barrier Reef fliege. Es geht zurueck in die Zivilisation, Verkehrsampeln statt Spinnifex und Skyline statt Bushland.
Wenig beeindruckt, aber beeindruckend bestaetigt.
m
Noch zig Kilometer entfernt erkennt man am Horizont schon dieses grosse, rote Ding, das als perfektes Individuum alles andere in seiner Umgebung, woertlich und physisch, uebertrifft. Drei Duzend Busse reihen sich in der streng eingezaeunten Sunset Viewing Area nebeneinander auf, Japanische Touristen werden per Rollstuhl Shuttle Service zu weiss gedeckten Tischen gebracht. Nur die Sonne entzieht sich dem Spektakel und versteckt sich hinter einer dicken Wolkendecke. Trotz fehlendem Antagonisten laesst sich Team Japan die Laune nicht verderben. Die Brut Royale ploppt, Gurken Dips und Kaesecracker regieren die Welt. Und dann eine unerwartete Wendung. Wenige Grade ueber dem Horizont laesst sie sich dann doch noch durch einen hauchduennen Spalt blicken und faerbt den grossen Stein innerhalb eines Sekundenbruchteils von grau-braeunlich-g'spieben in ein majestaetisch purpurnes Rot. Der Champagner laeuft ueber die weit aufgerissenen Lippen zurueck ins Glas und instinktiv greift die japanische Touristenarmee zum Kodak Atelier. Zu spaet. Ein weiteres Mal verdirbt die Sonne ein Foto, fuer das wir alle 20000 Kilometer geflogen sind, doch bevor man das realisiert, sind die Klapptische und Gurkendips schon sicher fuer den naechsten Abend verstaut und alle Schafe werden im Wettlauf um die Poleposition beim All You Can Eat Gourmet Dinner Buffet mit pinken Schirmchen zurueck in den Stall getrieben. Was fuer ein wunderbarer Abend. Knapp zehn Stunden spaeter kehrt man zum analogen (-)Aufgangsspektakel zurueck, klettert gegen den Willen der traditionellen Besitzer auf den Berg, stoepselt sich Musik ins Ohr und denkt an Dinge, die man nicht aufschreiben kann.
Die Aborigines glauben, dass die Welt in ihren Anfaengen ein flaches Land ohne Eigenschaften war und in ihrer Schoenheit und Einzigartigkeit erst von maechtigen Vorfahren auf ihren Reisen durch das neue Land gestaltet wurde. Dieser Gedanke gefaellt mir, und ueberhaupt empfinde ich, dass viele ihrer Geschichten, die die Dinge erklaeren, wie sie sind, wesentlich origineller und kreativer erscheinen, als wissenschaftliche Thesen. Ebenso beeindruckend ist, dass sie keinerlei Beduerfnis haben, ihren Glauben zu verbreiten, mit anderen zu messen oder ihn gar als einzig wahren irgendjemandem aufzuzwingen versuchen. Die "wahren" Geschichten rund um Uluru, Kata Tjuta und co bleiben jedem Australier und Auslaender verborgen, da wir alle als Kinder und nicht Teil ihrer reifen Gesellschaft betrachtet werden. Deshalb faellt es mir schwer, einen grossen, rostigen Stein als "Herz" und "wahre Seele" Australiens zu betrachten, wie es einem das einheimische Touristenbuero vorschreibt.
Nichtsdestotrotz bleibt das Red Center ein beeindruckendes Schauspiel fuer Augen und Oberschenkel und ich habe es nicht bereut, hierher zu kommen. Fuer einen Moment fuehlte ich mich zurueckgesetzt in das Konsumparadies Thailand, als ich fuer nicht mal 18 Euro in einem Helikopter ueber rote Schluchten flog. Fast wie auf einer Liste kann ich bald die Top Ten der Naturhighlights unseres Planeten abhaken, wenn ich morgen ans Great Barrier Reef fliege. Es geht zurueck in die Zivilisation, Verkehrsampeln statt Spinnifex und Skyline statt Bushland.
Wenig beeindruckt, aber beeindruckend bestaetigt.
m
snake.gg - 30. Okt, 09:55
pucheckerl
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