Mittwoch, 8. November 2006

Bloody Hell, the guy took my fuckin' bag!

Wiedereinmal frage ich mich, was ich nun schreiben wuerde, wenn die letzen Stunden anders verlaufen waeren, als sie sind. Eventuell wuerde ich jetzt ohne Reisepass, Flugtickets, Geld und, am schlimmsten, ohne Kamera dastehen, und das ist gar nicht so weit hergeholt. Drei Uhr frueh, letzte Nacht. Ein irisches "Bloody Hell..." weckt mich und zwei Typen kriechen gerade unter das Bett neben mir und greifen nach irischen Rucksaecken. Die naechsten Minuten - zwischen Halbschlaf und Adrenalinschub - scheinen wie eine schlechte Feueralarmuebung ohne Feuer. In Boxershorts und ohne Schuhe folgen die Iren dem Herren in schwarz, der ihre Shamrock Taschen noch immer in den Haenden haelt. Ich folge den Iren in die Dunkelheit, wo Wertsachen wie Strand am Meer am Boden verteilt liegen. Hier fliegt ein Flugticket durch die Luft, dort wird eine Mastercard vom Winde verweht, Digitalkameras ueberall. Entleerte Rucksaecke pflastern den Campingground, wir waren offensichtlich nicht der erste Stall, in dem der boese Wolf (zugegeben ein sehr dummer, boeser Wolf) sein Unwesen trieb. Die meisten Backpacker, die ihrem Namen regelrecht entledigt wurden, schlafen noch und ahnen nicht, dass ihre Taschen, sofern sie noch da waren, wie in einer Mullsammelaktion aufgeklaubt und an einen "sicheren" Ort gebracht werden. Nochimmer verfolgen die Iren den ihren, und obwohl sich nach wenigen Stunden herausstellt, dass es ohnehin nur ein amtsbekannter Routinefall war, kann das HBPD (Hervey Bay Police Department) nichts tun ausser vermuten, dass der Typ schon am Weg nach Brisbane ist um Ipod, Nokia und Canon fuer Drogen zu verkaufen.
Ebenso frage ich mich wieder einmal, aus welcher Quelle ich mein Glueck in solchen und anderen Angelegenheiten beziehe. Nichts passiert, nur ein weiteres Abenteuer, eine weitere Geschichte, ein weiterer Beitrag.
Die Whitsundays und das damit verbundene Segeln war zwar schoen, sind aber nicht unbedingt eine eigene Geschichte wert. Man "segelt" ohne Wind, dafuer aber mit einem cholerischen Generator und neunundzwanzig anderen Jugendlichen durch wunderbar tropische Inseln, laesst sich von einer Crew, die sich wie schwer pubertierende Fuenfzehnjaehrige in einem Magic Life Club benimmt, mit loeffelweise Vegimite, der australischen Nutella Version ohne Schokolade dafuer mit jeder Menge natuerlicher Abfaelle, bestrafen und zahlt wie immer mehr, als man sollte. Ich weiss nicht, welche Abzocke mir widerlicher erscheint. Die Thailaendische Version, in der dir ein Gesicht gegenuebersteht, das dich in eine Lage bringt, aus der du nicht mehr aus kannst und horrende Preise fuer Hilfe verlangt, oder die westliche Variante, in der du einem System, einem Komplex, einem Management gegenueberstehst, das man nur mit offiziellen Beschwerdeschreiben erreichen kann, und das einen trotzdem an jeder Gelegenheit ausnimmt, wie eine Weihnachtsgans. Aber mir geht es gut und ich bin mir sicher, dass die Sound of Music Tour Angelegenheit im fernen Salzburg keine andere ist.
Zumindest was den Transport betrifft entweiche ich der touristischen Zwickmuehle, auf jede denkbare "Surcharge" Weise die Pension des australischen Finanzministers zu finanzieren, und werde hoffentlich weiterhin mit ueberdimensionalen Betonmixmaschinen und Familienvaetern mitfahren, die sich in ihr oesterreichisches Au Pair Maedchen verlieben.
m

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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22. Februar!


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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

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