Ueber Jesus, Scientology und tiefgehende Joghurts.
Byron Bay, ein Surfers Paradise in der Naehe des namensunwuerdigen Surfers Paradise suedlich von Brisbane und gleichzeitig zentrale Hippieregion Australiens, wo Jesus am Strand liegt (wenn er nicht gerade am Mount Jerusalem in grossen schwarzen Lettern "Make Love not War" auf seinen pinken Gartenzaun streicht) und man das Hostelzimmer mit Menschen teilt, die am Strassenrand Ringe aus Sandelholz verkaufen. Sympathisch vom Stadtbild, aber die Leute sind mir dann doch ein wenig zu strange, besonders wenn sie mich an der Schulter fassen und mir mit weit aufgerissenen Augen "Twinniiiiiieeee" ins Gesicht schreien, mit einem Unterton, der nur ahnen laesst, dass ich die naechste Nacht auf mysterioese Art und Weise nicht ueberleben werde. Eventuell tat ich das dann doch, auch wenn die letzten Tage noch immer sehr traeumerisch und vertraeumt erscheinen, und deshalb esse ich zum Fruehstueck ein griechisches Joghurt der Marke Attitude. Wie absurd diese Welt ist. Abendessen gibts bei den Seventh-Day-Adventists, gemeinsam mit Japanischen Touristen und Solchen, die in den Sechzigern steckengeblieben sind und, zugegeben stolz, Bananenbaeume ihr Zuhause nennen. Im Zentrum von Byron Bay steht der Strand und die damit verbundene Surfer Natur, die Bali nur allzusehr aehnelt. Sogar die Preise sind die selben, mal abgesehen von der Waehrung. Leuchttuerme am oestlichsten Punkt des Kontinents, Delfine und Nachzuegler-Wale am Horizont. Je suedlicher ich komme, desto kaelter und geistlicher wird es. In Brisbane konnte ich dem Schild "Curious about yourself?" aus Respekt vor Tom Cruise und John Travolta noch widerstehen, Tarotlegen in Nimbin war mir ganz einfach zu teuer, aber nachdem mir ein selbsternannter Zeuge heute um 6.20 Uhr erklaeren wollte, dass die Welt sehr bald ihr Ende finden wuerde, konnte ich der Diskussion, dass ich dafuer noch viel zu viel vor haette, nicht widerstehen. Ich bin doch gerade erst aus dem Nachtbus ausgestiegen und wollte zumindestens noch das Opernhaus sehen, erklaere ich ihm. Im Paradies spielen Plaene ueber das weltliche Leiden keine Rolle, meint er. Ich befinde mich aber ganz offensichtlich schon in einer Art Paradies und plane alles andere als zu leiden, meine ich. Gut, ich lasse mir eine Broschuere mit vanillefarbenem Himmel und einer strahlenden Familie beim Picknick im Park (-aradies) in die Hand druecken, er verspricht mir darueber nachzudenken, nach Europa zu reisen und die Hoffnung an diese Welt nicht vollkommen aufzugeben.
Nun bin ich also hier, stehe vor einem Gebaeude, das ich schon hundert mal gesehen habe, und doch sieht es irgendwie anders aus. Die Touristenkonkurrenz schlaeft noch, es ist gerade erst sieben. Ich sitze vollkommen alleine auf einer riesigen Steintreppe unter der Oper und fruehstuecke die restliche Packung Chips vom Vortag. Gelegentlich passieren mich fruehmorgentliche Jogger, bis diese dann langsam aber doch sicher von den ueblichen Besetzern dieses Ortes abgeloest werden, die wie die Hunnen in "Mulan" am Horizont erscheinen. Y, er, san, cheeeeese. Soweit reicht mein Mandarin noch aus um zu begreifen, dass ich mich verziehen sollte, wenn ich mit meiner langen Nase nicht zentralasiatische Digitalfotos schmuecken moechte. Apropros Schmuecken. Wieso faellt mir das eigentlich daheim nie auf, wenn die Weihnachtsbeleuchtung montiert wird? Vielleicht traegt auch das einfach nur zu meinem an die Absurditaet verlorenen Weltbild bei, wenn in ganz Australien Schneeflocken und Schlitten aus Gluehbirnen montiert werden und Kaenguruhs, Emus und Wombats in Schaufenstern die Krippengeschichte nachstellen. Und dazwischen weitere Zeugen, die, diesmal berechtigt, das nahe Ende der Welt prophezeihen. Zeuge ist auch meine Kamera, die all das ins Detail dokumentiert.
Nach der letzten Woche weiss ich nicht mehr genau, an was ich eigentlich glaube, oder umgekehrt, vielleicht weiss ich jetzt noch viel genauer, an was ich eigentlich glaube. Bei all dem Chaos denke ich immer noch an eine gewisse Ordnung, und ein grosser Teil davon ist heute Abend wieder hergestellt, wenn ich nach fast schon kriminell erscheinendem Kulturentzug fuer vier Monate in das ueberdimensionale Segelboot steige. Und dafuer geh' ich mir jetzt ein Hemd kaufen.
m
Nun bin ich also hier, stehe vor einem Gebaeude, das ich schon hundert mal gesehen habe, und doch sieht es irgendwie anders aus. Die Touristenkonkurrenz schlaeft noch, es ist gerade erst sieben. Ich sitze vollkommen alleine auf einer riesigen Steintreppe unter der Oper und fruehstuecke die restliche Packung Chips vom Vortag. Gelegentlich passieren mich fruehmorgentliche Jogger, bis diese dann langsam aber doch sicher von den ueblichen Besetzern dieses Ortes abgeloest werden, die wie die Hunnen in "Mulan" am Horizont erscheinen. Y, er, san, cheeeeese. Soweit reicht mein Mandarin noch aus um zu begreifen, dass ich mich verziehen sollte, wenn ich mit meiner langen Nase nicht zentralasiatische Digitalfotos schmuecken moechte. Apropros Schmuecken. Wieso faellt mir das eigentlich daheim nie auf, wenn die Weihnachtsbeleuchtung montiert wird? Vielleicht traegt auch das einfach nur zu meinem an die Absurditaet verlorenen Weltbild bei, wenn in ganz Australien Schneeflocken und Schlitten aus Gluehbirnen montiert werden und Kaenguruhs, Emus und Wombats in Schaufenstern die Krippengeschichte nachstellen. Und dazwischen weitere Zeugen, die, diesmal berechtigt, das nahe Ende der Welt prophezeihen. Zeuge ist auch meine Kamera, die all das ins Detail dokumentiert.
Nach der letzten Woche weiss ich nicht mehr genau, an was ich eigentlich glaube, oder umgekehrt, vielleicht weiss ich jetzt noch viel genauer, an was ich eigentlich glaube. Bei all dem Chaos denke ich immer noch an eine gewisse Ordnung, und ein grosser Teil davon ist heute Abend wieder hergestellt, wenn ich nach fast schon kriminell erscheinendem Kulturentzug fuer vier Monate in das ueberdimensionale Segelboot steige. Und dafuer geh' ich mir jetzt ein Hemd kaufen.
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snake.gg - 16. Nov, 23:46