Donnerstag, 23. November 2006

Ueber Lena, Gummi und Thermalunterwaesche...

Nach den letzten zwei Tagen und der gluecklichen Erkenntnis, dass Lena faehrt, geht es mir wieder einmal besser denn je und ich fuehle mich nun mehr als bereit, dieses Land zu erobern, oder zumindest zu erkunden. Lena ist uebrigens mein Auto. Lena Sashimigolas Kafka, so habe ich sie getauft, nachdem sie die ersten 700 Kilometer besser mitmacht, als ich mir das gedacht haette. Und ich hab sogar schon zwei Naechte am Beifahrersitz geschlafen, etwas kalt, aber in Ordnung. Also, warum L.S. Kafka, werden sich manche fragen. Das hat natuerlich einen Grund. Irgendetwas wollte ich schon immer auf den Namen Kafka taufen. Vorzugsweise einen Goldfisch. Aber da ich mir erklaeren hab lassen, dass es Tierquaelerei sei, einen Goldfisch in einer Glaskugel zu halten, gab ich den Gedanken auf, denn nur so kaeme das ganze in Frage. Das naechste war eine Kornnatter, aber die frisst tiefgefrorene Maeuse, und das kostet mehr als ein wenig Ueberwindung. Und so bleibt mein erstes eigenes Auto. Deshalb Kafka. Die beiden Vornamen haengen direkt mit meiner 17 jaehrigen Schoenheit aus Japan zusammen. Lena erinnert mich an die Zeit, in der ich siebzehn war, und da ich mich an keine schlechten Erfahrungen mit Lena erinnern kann, projeziere ich meine Hoffnung auf ausschliesslich gute Erfahrungen nun auf Lena, mein Auto. Und wie wuerde das denn aussehen, wenn ich einem Auto keinen Maedchennamen geben wuerde. Deshalb also Lena Kafka. Nun brauche ich noch etwas japanisches, um die Herkunft meines Toyotas nicht zu verleugnen, Sashimi, und etwas, das mich daran erinnert, in Mittelerde zu sein. Schoenheit ist sie ja keine, aber den Elfen Suffix -golas fand ich passend. Deshalb Lena Sashimigolas Kafka. Unglaublich, diese Unabhaengigkeit. Wenn man sich ein Auto aus dem Jahre 1989 um weniger als 250 Euro kauft, erwartet man zunaechst einen widerspenstigen Rowdy, der den Weg aus der Autopubertaet nicht gefunden hat und von hinten bis vorne, also quasi von Nummerntafel bis Nummerntafel, nur Probleme macht. Nicht so meine Lena, die sich bis jetzt als braves, reifes Maedchen herausgestellt hat. Wie gesagt, wirklich gutaussehend ist sie nicht, aber so passt sie zumindest zu mir und ihren Zweck hat sie bis jetzt mehr als erfuellt.
Und jetzt zu Neuseeland. Christchurch hab ich fluchtartig verlassen und fand mich wenige Minuten spaeter auf einer unglaublichen Landstrasse... Rohan, Gondor und irgendwie auch Mordor, alles findet man hier, in einer Vielfaeltigkeit, die man sich kaum vorstellen kann. Nur die Schafe, die sind eintoenig, und ueberall, in tausendfacher Schar. Aber auch daran gewoehnt man sich. Das Ziel, das ich verfolgte, war der Sueden der Insel. Te Anau, von hier, wo ich jetzt auch bin, beginne ich morgen den Milford Track, einen der schoensten der Welt, wie ich mir sagen hab lassen. Mehr dazu, wenn ich wieder zurueck bin. Am Weg liegt Queenstown, eine Stadt, in der man sich primaer mit Trackingausruestung eindeckt und sein Geld, das man spart, indem man im Auto und nicht in Hostels schlaeft, in Sekunden fuer verrueckte Sachen hinauswirft, oder gut ueberlegt investiert... wie auch immer man die Sache sieht. Jetboating war da noch die billigere Angelegenheit, und auf jeden Fall die Investition und nicht der Rausschmiss. 40 Minuten zieht man bei einer extremen Geschwindigkeit einen Regenbogen hinter sich her, faehrt durch enge Schluchten, bremst von 80 km/h innerhalb von einer Sekunde durch eine 180 Grad Drehung auf Null ab und faehrt ebensoschnell in die entgegengesetzte Richtung weiter. Regenbogen sind hier uebrigens ueberall, es gibt kaum einen Moment in dem es nicht irgendwo regnet, und das Farbspektrum ist so fast immer in irgendeiner Richtung zu sehen. Wie die Sonne halt gerade steht. Nun, der wahre Thrill des gestrigen Tages war aber die Thrillogy. Wie der Name schon sagt. Man kann nicht in Queenstown sein, der Geburtsstadt des komerziellen Bungee Springens, ohne zumindest von einer Bruecke zu springen. Mit Gummiseil an den Beinen, versteht sich. Gestern von laecherlichen 43 Metern, die sich im Laufe der naechsten beiden Spruenge noch um mehr als das dreifache steigern werden. Wir werden sehen, Fotos folgen. Die letzte Aufgabe des gestrigen Tages war noch die Besorgung des absolut noetigsten Equipments fuer den Track. Da ich all mein Geld fuer Spruenge von Bruecken, Tuermen und Gondeln ausgab, ging sich vorerst nur eine Fleece Jacke, Haube und Handschuhe aus. Die Verkaeuferin erklaerte mich fuer absolutely crazy und willing to kill myself, wenn ich den Milfordtrack ohne lange Thermalunterhosen und nur mit meinen thailaendischen Baumwoll T-Shirts bestreiten moege. Auf die Wette steig ich ein, sagte ich ihr, und so werde ich mir, forausgesetzt ich komme ohne Frostbeulen zurueck, in fuenf Tagen meinen Preis abholen. Ein Paar nigelnagelneue Thermalunterhosen aus einem Material, das ich weder aussprechen, noch buchstabieren kann.
Soweit, so gut. Jetzt geh ich in die Berge, wuenscht mir und Lena Glueck. Ich fuehle mich wohl, auch wenn alle zwei Stunden irgendwer auf mich zukommt und mit einer neuen Art von Extremsport the shit out of me scare-ren will.
m

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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