Mittwoch, 29. November 2006

Ueber etwas, das ich eigentlich auch daheim tun koennte...

p1140077

Neuseeland ist in sovieler Hinsicht wie daheim, und trotzdem wundere ich mich ueber die unglaubliche Vielfalt, Schoenheit und wunderbare Atmosphaere in diesem Land. Die letzten Tage waren mit Sicherheit wieder ein, wenn nicht das, Highlight der letzten Monate. Ich weiss gar nicht, wo ich beginnen soll, denn wenn man 60 Kilometer und etliche Stunden durch und ueber den Regenwald, Fluesse, Berge, Paesse, Felsen, Ufer, Bruecken, Wiesen, Felder, Schlamm und Schnee wandert gehen einem zuviele Gedanken durch den Kopf, um sie im Nachhinein zusammenzufassen oder aufzuschreiben. Vielleicht ist es gerade das, das die letzten vier Tage auf dem Milford Track so wunderbar gemacht hat. Die vollkommene Leere im Kopf, inspiriert und folglich mit Gedanken und Ueberlegungen bis zum Ueberdruck gefuellt durch die Umgebung, durch das Gefuehl, durch die Erfahrung und Aussetzung gegenueber einer Welt, einer Natur abseits von dem, was man in seinem Leben sonst so treibt.
Wanderwege gibts hier viele, genau so wie Nationalparks und Moeglichkeiten, sich mit der Grundlage eines jeden Landes, der Vegetation, auseinanderzusetzen. Der Milford Track im Fjordland Nationalpark auf der Suedinsel ist einer der "Sieben Grossen", und seit ich die Huetten in einer Nachtundnebelaktion von Bali aus gebucht hatte, hab ich mich jeden Tag mindestens einmal darauf gefreut. Alles ging sich so aus wie geplant, und so stand ich vor fuenf Tagen auch vor dem Schild, das den Beginn der viertaegigen Wanderung markiert. Bestens ausgeruestet: Zehn Packungen Instant Nudeln, ein Paar Strassenschuehe, deren Schuhbaender ich nach den ersten Kilometern durch Kabelbinder ersetzt habe und mit einer Regenjacke, die genauso wasserdicht ist, wie meine thailaendische Badehose. Aussicht auf Schnee, und durchschnittlich 25 Tage mit Regen im November. Aber irgendwie muss man sich das Leben ja aufregend gestalten.
Vom ersten Moment an ist dieses Gefuehl da, das einen und seine Entscheidung, hierher gekommen zu sein, bestaetigt. Die Umgebung, die Natur. Und nur das, pur. Vom Regenwald kommt man in eine Sumpflandschaft, durch eine komplett anders aussehenden Regenwald dann in hoehere Regionen, vorbei am hoechsten Wasserfall Neuseelands und ueber einen tief verschneiten Pass in ein anderes Tal, das wiederum wie eine andere Welt erscheint. Das T-Shirt mit der Aufschrift "Actually yes, the world does revolve around me" habe ich zuhause gelassen. In dieser Umgebung, einer Welt, die man als Gast betritt und sich als Mensch klein und nichtig vorkommt, erscheint mir dieser Slogan laecherlich, aber wenn sich scheinbar sogar das Wetter danach richtet, es fuer drei Tage erst regnen zu lassen, wenn ich mir - sicher angekommen - meine Dosenspagetti am Gaskocher warm mache, die nach dem ersten Umruehren wie aufgeweichte Maden-Wasserleichen in Ketchup aussehen, glaubt man doch daran. Und dann schlaeft man, gut, traeumt mehr als in anderen Naechten und freut sich um sieben wieder am Weg zu sein, wenn der Kiwi in der Ferne fruehmorgentlich zu Paarung aufruft. Jeder Kilometerpfosten - oder Meilenstein - wird zum kleinen Erfolgserlebnis, bis man schlussendlich "oben" ankommt. Und alles nur, um auf der anderen Seite wieder hinuntergehen zu koennen. Vergebliche Muehe, sagt die eine Gehirnhaelfte, die den Aufwand am praktischen Nutzen wie ein Preis-Leistungsverhaeltnis misst, und das ganze lieber aus einem Flugzeug oder Auto fotografiert haette. Die andere aber springt und ruft Juchheissassa, und kann nicht aufhoeren zu staunen und sich zu wundern. Ist es nicht eigenartig, meint sie, dass ich erst hierher, in die Alpen der suedlichen Hemispaehre oder den Dschungel Malaysiens, kommen muss, um eine Leidenschaft und ein Gefuehl zu entdecken, das mir als Oesterreicher eigentlich im Blut liegen sollte? Vielleicht ist das Reisen gerade deshalb erfunden worden, um andere Laender zu bewundern, aber sein eigenes, das, was daheim vor der Haustuere liegt, dadurch umsomehr schaetzen zu lernen. Wenn ich mir die etlichen Vegetationen und Kulturen, Menschen, die ich in den letzten vier Monaten erlebt habe, durch den Kopf gehen lasse, schiesst doch der eine Gedanke, der an daheim, wieder dazwischen und reiht sich irgendwo darunter oder ganz an der Spitze ein.
Neuseeland, Mittelerde. Zufall kann es nicht sein, dass dieses Land ist, was es ist, und seine Natur in diesem Monsterprojekt Anerkennung fand. In den ersten Tagen habe ich mich noch auf die Suche nach den Drehorten begeben und mir dann, dort oder unwissentlich zwei Kilometer davon entfernt, krampfhaft vorgestellt, wo Legolas dem Olifanten in den Kopf schiesst. Aber dieses Land ist kein Filmstudio, in dem die Berge als Kulisse Seriennummern haben und Haeuser nur aus einer Wand bestehen. Den einen Ring hab ich zwar jetzt auch, aber der groessere Genuss ist es, durch Regionen und Landschaften zu gehen, die auf den 35 Millimetern Peter Jacksons keinen Platz mehr fanden, aber umsomehr in der Phantasmagorie Tolkiens ihre Berechtigung haetten. Neuseeland ist grossartig, und obwohl ich erst eine Woche hier bin, weiss ich schon jetzt, wo ich ueberall hin will, wenn ich wieder hierher komme, nachdem ich in vier Wochen auf die Fijis weiterfliege. Nunja, wenn ich auf die Fijis weiterfliege. Es existiert zwar noch keine offizielle Reisewarnung, aber ein gewisses Panikpotenzial ist da, und so konnte ich, dank zahlreicher Stornierungen, nun doch meinen Flug nach L.A. ein wenig vorverlegen, um ein weiteres Land, oder zumindest eine andere Art Heimat, fuer ein paar Tage in meinen ohnehin schon platzenden Plan hineinzuquetschen. Es geht einfach alles auf, besser als es das eigentlich tun sollte, denke ich mir. Zusaetzlich habe ich in den letzten Tagen auch noch das eigentlich schon an die Unloesbarkeit aufgegebene Raetsel meiner Jugend geloest. Der groesste Triumpf dieses Tracks war nicht, mit Strassenschuhen eine tief verschneite Bergspitze zu erklimmen (und wieder heil hinunterzukommen - nicht wie drei andere meiner Gruppe, die per Helikopter nachhause reisten), und auch nicht, sich um sechs in der Frueh auf einen tiefgekuehlten Klodeckel zu setzen. Nein, ich habe nach acht Jahren herausgefunden, wie der Dosenoeffner meines Schweizer Taschenmessers funktioniert, das ich zur Firmung bekommen habe. Sogar dafuer musste ich offensichtlich zuerst ans andere Ende dieser Welt reisen.

p1140332

p1140499

p1140737
aloha-alive - 29. Nov, 02:04

hey mac gyver,

schoen das nu noch lebst und die tiefen geheimnisse des schweizer taschenmessers entdeckt hast. coole sache. hats dich wenigstens ordentlich durchgefroestelt im milford. jaja, die westkueste die hats in sich. wir gastieren gerade am franz josef gletscher. nach nicht mal einer halben stunde waren wir komplett durchgesoakt und sitzen jetzt bei tee und cookies in der jugendherberge und brechen richtugn hokitika auf.

wir geben dir recht. dieses land ist einzigartig und so schoen das ein leben zu kurz ist alles zu sehen. solltest du die road 6 raufkommen also von queenstown rauf richtung wanaka dann check dir ein geniales schlafplatzal an der westkseite des "lake hawea" oder so aehnlich. so cirka in der mitte dieses sees welcher nordoestlich von laka wanaka liegt. gleich neben der strasse. immer runter und direkt auf die schotterbank.

solltest du hinweise haben wo der ring zu finden ist dann nur her damit!!!!!!!!

in diesem sinne, der hiasibings und seine gefaehrte....

cheers, SWEEEEEEET ASSSSSSSSS

larua - 29. Nov, 15:35

das wanderen ist des...

...michls lust lalalalalla! : )

na und hast jetzt deine ultimativen coolen termo langenhunterhosen schon bekommen? freut mich, dass dir neuseeland so gut gefällt und weils ja so ähnlich ist wie bei uns, wirds dir hier dann auch gleich wieder gefallen, oder? *g*
ach ja, nur so zur erinnerung: nicht vergessen mel eine karte aus neuseeland zu schicken! hab ich mich eigentlich schon für deine karte aus cambodja bedankt? wenn nicht, dann DANKESCHÖN!!!

gaaaaanz liebe grüße aus viennacity,
johanna

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

Back home seit...

22. Februar!


p1190751

Status

Online seit 6898 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

Suche

 


Archiv
Asien
Australien
English
Fidschi
Impressum
Intro
Mittelamerika
Neuseeland
Nordamerika
Route
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren