Freitag, 12. Januar 2007

Und taeglich gruesst das Murmeltier...

Nochimmer ist der 11. Jaenner, seit mittlerweile ueber einundvierzig Stunden. Dreiundzwanzig davon noch in und auf den Fijis, zehn einige Kilometer ueber dem Pazifik und schon acht in dieser eigenartigen Stadt, die von der Luftqualitaet her gesehen Bangkok Konkurrenz macht und Downtown Rom wie einen botanischen Garten erscheinen laesst. Aber ich kann nicht sagen, dass es mir nicht gefaellt. Das erste, was ich entdecke, sind die Fuss- und Handabdruecke von Robin Williams, neben denen "Carpe Diem" in den Beton gekritzelt steht. Danach warte ich zwei Stunden auf der Strasse vor einem Fernsehstudio, um die Darstellerinnen von Desperate Housewives live zu sehen, vergeblich, dafuer spricht mich ein scheinbar zwei-Meter-zwanzig-grosser Mann an und fragt mich, ob ich schon einmal darueber nachgedacht habe, zur Armee zu gehen. Ich sage ihm, dass ich aus Oesterreich komme und er fordert mich auf, Arnold mit nachhause zu nehmen, auch wenn ich Probleme haben koennte, ihn in meinen Rucksack zu packen und durch den Zoll zu schmuggeln. Die Atmosphaere ist ganz anders als ich erwartet haette, die Stimmung merkwuerdig. Aber doch irgendwie passend, vielleicht waren meine Erwartungen einfach weltfremd. Nicht magisch ist es hier, sondern ganz real, kuenstlich, und doch irgendwie menschlich. Im Grunde ist das hier doch auch nur ein Ort, an dem vieles zusammenlaeuft, vorallem Menschen aus unterschiedlichen Hintergruenden, und dass einige von ihnen beruehmt sind und im roten Abendkleid ueberdimensional uebermenschlich am Kodak Theatre haengen, spielt im Grunde keine Rolle mehr. So falsch Klischees oft sein koennen freut man sich innerlich doch immer wieder darueber, wenn man das eine oder andere bestaetigt findet. Am Weg vom Flughafen zum Hollywood Boulevard habe ich 36 Flaggen gezaehlt, wasweissichwieviele Streifen und noch wesentlich mehr Sterne, und das obwohl ich mit der Ubahn gefahren bin. Beim Einreisechaos werden zwei Finger pro Mensch gescannt, Sicherheitsbeamte schreien sich gegenseitig an und Kinderwaegen rammen Rollstuehle, die eigens Asylanten ohne gueltiges Visum rammen. Worte wie "Nation", "Enforcement", "Freedom", "Professionalism", "Protection" und "Security" glaenzen regelrecht von jedem Winkel der sterilen Halle, die von schrecklich kaltem und unmenschlichem Licht erhellt wird. In diesem Land regiert das postvokale R, eine Nation reflektiert immer die Art und Weise, wie sie sich selbst behandelt
Zeit ist relativ, so wie alles, und obwohl ich nach wie vor versuche, mit annaehernd c mehr aufzunehmen und -zusaugen, als irgendmoeglich geht, dehnt sie sich nur auf meiner Uhr, nicht aber in Gedanken oder der Wahrnehmung. Der Raum aber verkuerzt sich wirklich, Distanzen wie der groesste Ozean unserer Erde koennen in sechs Stunden Schlaf, zwei portionierten Mahlzeiten und einem Woody Allen Film zurueckgelegt werden, stellen einen scheinbar geringeren Aufwand dar als Wien-Salzburg am Ende des Semesters. Heute Mittag bin ich noch am Strand gelegen, wenn auch vor ueber vierundzwanzig Stunden. Kokosnuesse pfluecken, schaelen, koepfen, trinken, raspeln, essen. Immer wieder von zwei Gitarren und einer Ukulele begruesst zu werden. In einer aehnlichen Umgebung die groessten Unterschiede zu erfahren, vom Leben mit Einheimischen in einem kleinen Dorf bis zum Tiramisu serviert bekommen im Urlaubsresort. Dazwischen immer wieder ein Sonnenunter- oder vorzugsweise -aufgang, der den Himmel und die Wolken tief rot faerbt, der sich selbst wiederum im Meer spiegelt und die ganze Atmosphaere entzuendet sodass die Luft zu brennen scheint. Busse in Fiji haben Klimaanlagen aber keine Fenster, die Prediger am Sonntag begeistern eine Menge, die im Regen steht, auch, wenn ihr Temperament eher an das eines italienischen Jugendsporttrainers erinnert, der sich ueber eine ungerechte Schiedsrichterentscheidung echauffiert. Was mir von diesen Inseln und allen Eindruecken, die ich mit ihnen verbinde, am staerksten in Erinnerung bleibt, weiss ich jetzt noch nicht. Es koennen aber nur positive Dinge sein.

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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22. Februar!


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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

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