Samstag, 27. Januar 2007

Ueber ein Ausstellungsstueck der Tourismusindustrie...

Costa Rica ist ein Ort fuer Menschen, die gerne im Regen durch den Wald spazieren gehen. Mir gefaellt es hier, so vieles erinnert an die wunderbare Umgebung in Laos, und doch ist die Atmosphaere ganz anders, die Mentalitaet der Menschen wieder eine neue. Mehr als jedes andere Land, in dem ich war, macht die Reiche Kueste den Eindruck, trotz ihrer natuerlichen Schoenheit nur fuer Menschen angelegt worden zu sein, die hierher kommen um etwas zu sehen, das sie daheim nicht sehen koennen. Dichtere Regenwaelder als die dichtesten in Malaysien, aktivere Vulkane als die aktivsten in Neuseeland, und mehr Leben in den Nationalparks als irgendwo anders auf der Welt. Ein perfektes Ausstellungsstueck fuer die neue Werbekampagne des Welttourismus in sich selbst, ein Prototyp von Natuerlichkeit, das voruebergehende Endprodukt geographisch geologischer Zusammenhaenge. Ja, nach sechs Monaten lernt man mit einem Ort umzugehen, in dem 90% der Bevoelkerung ihren Lebensunterhalt mit Tourismus verdienen, und wenn man die Ansammlung von amerikanischen Kurzurlaubern erst einmal verlassen hat, in einen Nationalpark verschwindet, sich wie ein Faultier tarnt und auf die Natur einlaesst, dann erlebt man Dinge, die selbst nach einer einhundertfuenfundachzigtaegigen Reizueberflutung noch aussergewoehnlich erscheinen. San Jose habe ich schnell verlassen, nach einer knochenaufreibenden (bei der Beinfreiheit woertlich gemeint) Busfahrt in La Fortuna angekommen, wo ein Vulkan am laufenden Band versucht, Touristen mit brennenden Steinen zu erschlagen (
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), dann per Boot weiter nach Monteverde, wo man in verschiedensten Wolkenwaeldern (klingt fuer mich irgendwie wie ein neuer Trendbegriff, hab ich naemlich noch nie gehoert, ergibt aber Sinn, wenn man erst einmal drinnen und drunter steht) festgebunden an einem Seil oder an einer Tarzanliane (
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) nach Schlangen, Froeschen und hauptsaechlich Voegeln suchen kann. Den Begriff ¨gruen¨ muss ich seit neuestem ueberdenken, da er so wie fuer die Eskimos ¨Schnee¨ einfach unzulaessig ist. Mir gehts gut, nachwievor sehr gut, und so schreibe ich mir ganz ohne Aufwand einen Ausdruck der Faszination ins Gesicht. Nach Menschen aus aller Welt bin ich nun endlich auch einmal mit einer Japanerin unterwegs, unglaublicherweise der weltweit einzigen ohne Kamera, die wurde ihr naemlich in Nicaragua gestohlen, und genau da fahre ich morgen hin. Was es wirklich heisst, in ¨Lateinamerika¨ zu sein, habe ich noch nicht ganz entdeckt. Die Menschen, das Gefuehl hier zu sein, die Umgebung... vieles ist noch einfach nur neu und zu wenig konkret, anders und unvergleichbar mit allem bekannten. Aber ich hab ja noch eine Weile in diesem Land, was mich sehr beruhigt, seitdem mein Herz irgendwie beginnt langsamer zu schlagen, da es innerlich ahnt, sich schon sehr bald wieder gewoehnlicheren Dingen zu widmen. Nicht gewoehnlichen, aber gewoehnlicheren als in letzter Zeit. Jetzt gehts wieder in den Wolken-, Nebel-, Regen- oder Wasauchimmerwald. Wenn ich diesen Ort einmal verstehe, dann kann ich mehr darueber schreiben. Das einzige, worueber ich mir im Moment aber vollkommen sicher bin ist, dass es mir hier gefaellt, dass Costa Rica in Sachen ¨Sehenswuerdigkeit¨ einen weiteren Meilenstein darstellt, ganz besonders wenn man gelernt hat, die Dinge so wahrzunehmen und zu schaetzen, wie sie sind.

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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22. Februar!


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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

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