Mittwoch, 21. Februar 2007

Über Sprachlosigkeit...

Zum ersten Mal bin ich sprachlos und weiss nicht ein Wort, das mir passend vorkommt. Am ehesten würde ich einen Punkt setzen, einen einzelnen kleinen runden Punkt, oder drei.
Zweihundertzehn Tage bin ich gegangen, gelaufen, gesprungen, geflogen, gewandert, gefahren, geklettert, gekrochen, gefallen, gelegen, gerutscht, geschwommen, getaucht, gereist, über unter neben zwischen und durch Städte, Strassen, Berge, Vulkane, Wiesen, Wüste, Eis, Schnee, Sand, Dschungel, Regenwald, Seen, Flüsse, Meere, Ozeane, habe gesehen, gehört, gerochen, geschmeckt, getastet und gefühlt, habe gedacht, nachgedacht, mich ausgesetzt und auseinandergesetzt, geplant und umgeplant, viel genommen und einiges gegeben, hunderte Menschen aus 68 verschiedenen Nationen getroffen, mich ausgetauscht, mich, andere und etwas anderes Kennen gelernt, Erfahren gelernt, probiert und reflektiert, verglichen und neue Maßstäbe für mich selbst gesetzt, neue Ziele festgelegt, alte Ziele höher angelegt. Und morgen fahr ich heim. Wie simpel das klingt. Wie Realitätsfern, und doch ist dieser Gedanke das einzige, was mir im Moment an den letzten Monaten real vorkommt. Ich habe jeweils zwei Frühlinge und Sommer hintereinander erlebt, kehre nun doch in den Winter zurück, aber nur um einen weiteren Frühling und Sommer zu erleben. In Thailand war ich Kickboxen und Tuk Tuk fahren, in Laos Tubing und mit drei Mönchen spazieren, in Kambodscha zum Sonnenaufgang in einem tausend Jahre alten Tempel. In Malaysien mit Blutegeln und Ratten im Dschungel geschlafen, in Singapur in der U-Bahn M&Ms gegessen, ohne dafür bestraft zu werden, in Indonesien war ich bei einer Kecap Performance und in Australien bin ich mit Manta Rays geschwommen und im Gleitdrachen über kristallklare Seen geflogen. In Neuseeland habe ich ein Auto gekauft und um drei in der Früh einen Vulkan bestiegen, auf den Fijis meine Ukulele gespielt, in Amerika den Times Square fotografiert, in Kanada ein Schneebrett ausgelöst, in Costa Rica einen Fischotter vergeblich zur Milka Schokolade bekehren wollen, mir in Nicaragua von zwei Menschen gleichzeitig die Haare schneiden lassen, in Panama einen Hut gekauft. Die Entscheidung, aufzubrechen, habe ich nie wirklich getroffen. Nie treffen müssen. Es war immer klar, dass ich einmal aufbrechen werde, und ich werde es wieder tun. Jetzt gehe ich zunächst aber zu etwas zurück, von dem ich froh bin, dass es da ist und dass ich dorthin zurückgehen kann. Studium, Freunde, Leidenschaften, Hobbies. Ob in dieser Reihenfolge, weiß ich nicht. Auch wenn es solche Menschen sind, die ich mehr als alle anderen bewundere, bin ich nicht der Charaktertyp, der aufbricht um auf unbestimmte Zeit von etwas fort zu bleiben. Alles muss konkret sein, ganz besonders die Ziele und das Rückreisedatum, und nur dann bleibt genug Zeit, sich einzustellen und abzufinden, nur dann führt das ganze für mich zu etwas. Morgen schließt sich der letzte Kreis, dreihundertsechzig Grad um die Erde. Das Erfüllen von Zielen wie Laos, Australien, Neuseeland oder Costa Rica befriedigt, wirft aber mehr Fragen auf, schafft neue Wünsche, macht die Liste länger. Als eine symbolische Abschlusstat gehe ich ins Planetarium in New York, blicke noch ein Stück weiter über den Horizont als sonst, suche neues, unbekanntes. Und doch lande ich am Abend wieder im Theater, irgendwo neben vierzehnjährigen Freaks aus New Jersey und Japanern, die aus Mangel an physischer Größe nicht über das Stehplatzgelände hinwegschauen können. Einundzwanzigster Februar Zweitausendsieben. Diesen Tag hätte ich mir vor sieben Monaten anders vorgestellt.
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Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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22. Februar!


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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

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