Mittwoch, 25. Oktober 2006

Thorny Devil, Redback Spider & Inland Taipan

oder
auf der vergeblichen Suche nach einer wuerdigen Narbe

Wiedereinmal habe ich mich in den letzten Tagen ein paar Schritte und Kilometer weiter von Wien, zuhause, und all dem, was ich vor 90 Tagen noch "Alltag" nannte entfernt. Picasso malt gerade gegen die Zeit und ich versuche mich darauf einzustellen, dass das Leben hier länger dauert. Danke Anja.
Perth. Vieles an dieser Stadt erinnert mich an Vancouver vor vier Jahren. Die Menschen, die Lage, die Strassen, das Klima, die Gebaeude; einfach das Gefuehl, hier zu sein, mich hier aufzuhalten. Perth ist eine wunderbare Stadt... nicht nur modern, sondern vielmehr "neu", sauber, freundlich, hell, an der Kueste gelegen und trotzdem der Wueste nahe; gross genug, um alles moegliche und wuenschenswerte zu bieten, und doch uebersichtlich, ueberschaubar.
Die letzten drei Wochen stellten zu meinen ueblichen Reisegewohnheiten, wenn ich sie nach drei Monaten ueberhaupt schon als solche bezeichnen kann, einen gewissen Kontrast dar. Reist man alleine, also nur im Sinne von gelegentlich gemeinsam, nimmt man all das, was man sieht und erlebt, viel bewusster und fuer sich selbst wahr. Als Teil einer Gruppe, als Teil einer geplanten Tour, wird das Reisen viel mehr zum realen Fernsehen. Man laesst sich berieseln, man laesst sich erleben lassen. Man wird passiv, auch wenn man aktiver tut, was man als aktiver nur passiv erleben kann. Klingt komisch, ist aber so. Es geht nicht mehr darum, seinen eigenen Weg, seine eigene Route, seine eigene Reise zu finden, sondern vielmehr darum, alles zu sehen, was in einer gewissen Zeit an einem gewissen Ort moeglich ist. Vorgestern habe ich einen Monatskalender mit Bildern der Westkueste Australiens durchgeblaettert, und bis auf Maerz, Juni und September hab ich nun alles selbst gesehen, in echt quasi, und ein oder hundert Fotos davon gemacht. Und trotzdem faellt es mir schwer, mich an die Namen der einzelnen Schluchten zu erinnern, in denen ich geklettert, geschwommen und gestolpert bin, oder in der Nacht mit den Ohren unter Wasser die hellsten Sternschnuppen beobachtet habe, um den Rest der Gruppe zu ignorieren. Und trotzdem hat das ganze auch Vorteile... wie gesagt, die Effektivitaet einen Ort in begrenzter Zeit bis in den letzten Winkel (und Outback Australien hat viele Winkel) zu erkunden uebertrifft sogar Malaysien, und nicht zuletzt lernt man Menschen, Freunde, mit denen man 6000 Kilometer in einem Bus sitzt, oft besser kennen als solche, mit denen man acht Jahre ein Klassenzimmer teilt. Den Westen Australiens auf diese Weise zu bereisen war sicher eine gute Entscheidung, habe ich doch zumindest zwei Menschen getroffen, von denen ich es bereuen werde, sie womoeglich nie wieder zu sehen, und in Schluchten geschwommen, Bushcamps geschlafen und meine Reisemotto in einen Baum geritzt, die ich sonst - alleine - wahrscheinlich nie erreicht haette. Die Bedeutung dieser Reise wird mir jetzt, wo ich mich schoen langsam der Halbzeit naehere, immer mehr bewusst, und deshalb hab ich mich in den letzten Wochen auf die Suche nach einem wuerdigen Andenken gemacht. Die symbolische Bedeutung, der mythologische Hintergrund und die Aesthetik in der Erscheinung und Bewegung von Schlangen hat mich immer schon fasziniert, und was wuerde sich als sichtbar gemachte Erinnerung besser eignen als zwei wizige rote Narben. Man mag vielleicht denken, dass man in Australien an nichts leichter gelangen koennte als einen Schlangenbiss, doch ganz so einfach ist das nicht, stellt sich doch jede vermeintliche Sichtung als just another bloody Gecko heraus. Und sollte es sich dann doch einmal um eine harmlose Blindschleiche handeln, hat sie sich schneller verzogen als man selbst seine Kamera. Mit der reichlichen Auswahl an der Australischen Tierpalette hab ich mich dann quasi auch durch das gesamte Programm durchprobiert, doch alles war vergeblich. Eine Redback Spider im Makromodus fotografiert, als Stalker einen zwei Meter Riffhai eine halbe Stunde lang verfolgt, sich ins Licht eines sich sonnenden Thorny Devils gestellt und von Poison Risk Areas und Cliff Risk Areas ueber Hot Water Risk Areas bis Loose Rocks Risk Areas (Bush seems to be one big Risk) alles durchwandert. Nichts. Die einzigen Narben, wenn man sie als solche zaehlt, sind blaue Augen, die man sich selbst zufuegt bei deim Versuch, sich laestige Fliegen aus dem Gesicht zu schlagen.
Um die Ereignisse der letzten Tage zusammenzufassen ist weder Zeit noch Speicherplatz, auf jeden Fall weiss ich jetzt, dass das Wort "Schlucht" mehrere Bedeutungen haben kann und die Great Sandy Desert gar nicht so sandy ist. Aber dafuer sehr great. Tauchen war ich auch wieder, und Schnorcheln (kenne die Stalking Gesetze in Australien nicht, auch Schildkroeten eignen sich perfekt dazu). Irgendwie ist es traurig zu sehen, wie absehbar das Ende dieser wunderbaren Riffe ist. Touristen kommen in Bussen, stranden wie tollpatschige Walhaie im seichten Wasser, beschweren sich beim "verantwortungslosen" Tourguide ueber zerschnittene Oberschenkel und sind sich gar nicht bewusst, was sie mit ihren amerikanischen Hueften eigentlich niedergerissen haben.
Australien scheint mir nach wie vor ein Land zu sein, in dem ich laenger bleiben koennte, auch wenn mir der Dienstag und Mittwoch Special Discount fuer Pensionisten in Liquor Stores reichlich unfair erscheint. Dass es keinen Kinder- oder Jugendrabatt gibt seh ich ja noch ein, aber zumindest Studenten oder Backpacker sollten ihre eigenen reduzierten Tage haben. Nach daheim sehne ich mich im Moment noch nicht, immerhin befinde ich mich auch noch am Weg weg ans andere Ende der Welt und der Begriff "Heimweh" kommt mir - so wie "Eifersucht", "Liebe" oder andere Gefuehle - ueberhaupt ueberbewertet vor. Fuer mich ist die Essenz des Reisens das Gefuehl, jeden Moment euphorisch und aufgeregt auszukosten, die Zeit zu dehnen, geniessen und zu nutzen, bis man irgendwann gegen Ende dieser begrenzten Zeitspanne ohnehin den Eindruck bekommt, nicht fuer immer hier bleiben zu wollen und froh ist - ein wenig groesser - zu dem zurueckzukehren, was man als sein Leben bezeichnet.
Bis morgen werde ich noch reichlich Stickstoff vom Tauchen abbauen um sicher nach Alice Springs fliegen zu koennen, von wo ich drei Tage lang - wieder und zum letzten Mal - in einer Gruppe ein paar Fotos vom Ayers Rock machen werde, bis ich an der Westkueste endlich wieder meinen eigenen Weg finde.
m

Freitag, 13. Oktober 2006

Ueber das Nichts, wo doch was ist...

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Outback... Was erwartet man sich? Ewig lange, rote Sandstrassen. Steppe, Wueste, Pampa. Hier und da ein Kaenguruh, wilde Pferde, Kuehe, Eidechsen, Schlangen, Krokodile, Spinnen. Schluchten, Bushcamps und alle paar hundert Kilometer ein heruntergekommenes Roadhouse, wo man fuer 2.50 Dollar duschen kann. Kuehle Naechte im Canvas Schlafsack unter freiem Himmel, Tageswanderungen bei 45 Grad im Schatten; oder in der Sonne, bei Temperaturen, die das Thermometer nicht anzuzeigen wagt. Rote Sandsteinformationen, die sich im Sonnenuntergang noch kraeftiger verfaerben und regelrecht fordern, hundertfach fotografiert zu werden. Baeume, die nach einer Aborigine Legende in die falsche Richtung wachsen und ihre Wurzeln ueber der Erde tragen. Eine kleine Reisegruppe von 20 mehr oder weniger jungen Abenteurern, die in einem Isuzu 4WD Truck ueber Offroad Strecken von Nationalpark zu Nationalpark fahren. Ein Australischer Tourguide, der mit Lagerfeuerkohlen im Gusseisentopf Chocolate Fudge Geburtstagstorten herzaubert.
Und all das bekommt man auch, mal abgesehen von den Schlangen, denen es sogar im Schatten zu heiss ist.

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Gestern Abend bin ich in Broome angekommen, der ersten kleineren Stadt nach gut 2000 Kilometern im Bush. Wieder Duschen, wieder Betten, wieder Bars, wieder Menschen. Und trotzdem fragt man sich nach einer Woche wie der letzten, ob man das alles ueberhaupt braucht. Wenn ich waehlen muesste, wuerde ich mich eher fuer den 12 Meter Sprung vom Wasserfall entscheiden als fuer eine rostende Metall Dusch Kabine in einem Backpacker Schuppen. Die letzten Tage waren wieder einmal grossartig, und so extrem verschieden zu all dem, was ich sonst bis jetzt erlebt habe. Gemeinsam mit der U30 (Europa) Auswahl von Schweizer Bergbauerinnen und Kreuzfahrtschiffrezeptionistinnen, Hollaendischen Alleinunterhaltern, Englischen Anwaeltinnen, Irischen Finanzgurus, Australischen Volksschullehrerinnen und dem einen oder anderen Studenten arbeiteten wir uns von Darwin ueber Katherina und Kununurra nach Western Australia in die Kimberleys vor, ueber die Bungle Bungles und die Gibb River Road in etliche Schluchten und schlussendlich ueber Derby nach Broome. Uebermorgen gehts weiter in die Grosse Sandige Wueste, eine grosse, sandige Wueste, wie ich mir sagen hab lassen. Australien ist wunderbar, und ich freue mich, noch eine Zeit lang hier zu sein.

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Man freut sich jeden Tag wieder, noch vor der Sonne aufzustehen um die Zeit zu nutzen, in der es hell, aber nicht heiss ist. Mit einer festen Gruppe unterwegs zu sein ist auch einmal eine schoene Abwechslung, ist es doch sonst beim Reisen so, dass man zwar unendlich viele Leute trifft und unglaublich schnell Freunde gewinnt, sie aber dann mindestens so schnell auch wieder verliert. Bei einem Grossteil stoert es nicht, ihn wahrscheinlich nie wieder zu sehen, aber dann gibt es doch immer wieder den einen oder anderen Menschen, den man gerne besser kennen lernen wuerde. Jemanden, der einen interessiert. Jemanden von einer Art, wie man ihn unterbewusst schon lange gesucht hat. Wenn man soviele Leute trifft und sich unterhaelt, egal ob fuer eine Woche, einen Tag, ein paar Stunden oder nur wenige Minuten, wird einem erst wirklich bewusst, wieviele verschiedene Menschen, Persoenlichkeiten und Geschichten es eigentlich gibt. Man wird aus seinem Microkosmos mit ein paar hundert Bekannten und einigen Freunden herausgerissen und es wird einem klar, wieviele Menschen man eigentlich nicht kennt, ist man sich doch sonst immer nur ueber die bewusst, die man kennt. Einmal Blut geleckt, will man mehr. Man will sie alle kennnen lernen, man will sie alle kennen. Unmoeglich, ja, aber wie beim Sammeln von Briefmarken oder alten Reclamheften wird das ganze zum Hobby, und auch wenn man zunaechst zig Antiquariate durchstoebern muss und schon die hundertste Version vom Nathan ueberblaettert, der wie immer die halbe Kartonkiste belagert und aufgrund seiner Haeufigkeit jede Besonderheit (als Reclamheft) verloren hat, findet man irgendwo, irgendwann ein Stueck, dass man noch nicht hat, noch nicht kennt, aber unterbewusst schon lange sucht. Und irgendwie wusste man im Nachhinein, dass man es hier finden wuerde.

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Mittwoch, 4. Oktober 2006

Ueber gewoehnlich Ungewoehnliches...

Heute habe ich meinen Southeast Asia on a Shoestring Lonely Planet in einem Second Hand Buchladen fuer 10 Dollar verkauft und dafuer in einem Internetcafe 4323 Fotos auf DVD gebrannt. Eigenartiges Gefuehl, wenn einem beim durchsehen von dem, was von den letzten beiden Monaten bleibt, all die Erlebnisse nocheinmal durch den Sinn gehen. Ich weiss nicht, ob ich das Wort surreal vielleicht zum wiederholten Male falsch verwende, aber ein anderes faellt mir nicht ein. Und nun bin ich also in Australien, wohne fuer 18 Dollar, fuer die ich in Laos eine gute Woche in einem Bungalow wohnen koennte, in einem zu kurzen Bett in einem Zimmer mit vier anderen Reisenden, koche mir meine eigenen Spagetti in der Gemeinschaftskueche und fuehle mich ein wenig... wie zuhause. Das Eigenartigste ist aber das Gefuehl ploetzlich froh zu sein, Dinge wieder zu haben, die einem im Grunde gar nicht abgegangen sind. Dinge oder Umstaende, die so sind wie daheim. Supermaerkte, in denen man Schokolade mit Ablaufdatum kaufen kann. Parks, in denen man im Gras liegt. Junge Menschen, die am Abend laufen oder ins Kino gehen, an Stelle mit ihren Tuk Tuks am Strassenrand zu stehen. Kinder, die ihre Eltern fragen, ob sie diese oder jene Schokolade haben koennen, an Stelle mitten in der Nacht selbst am Strand Blumenketten und Armbaender zu verkaufen. Menschen, die am spaeten Nachmittag mit Anzug und Aktenkoffer nachhause fahren. Menschen, die eine Sprache sprechen, die ich verstehe. Eine niedrigere Luftfeuchtigkeit, auch wenn mich die hohe asiatische in den letzten Wochen kaum gestoert hat. Sogar Werbung im Fernsehen, die ich absolut nicht vermisst habe, aber jetzt, wo sie ploetzlich wieder da ist, faellt mir erst auf, dass sie in den letzten Monaten nicht da war. Dinge eben, die man nicht wie Musik, Bilder oder Erinnerungen mit sich herumtraegt oder "vermissen" kann, sondern normale Dinge, gewoehnliche Umstaende, die in Asien eben weder normal, gewoehnlich und schon gar nicht vorhanden sind. Nach einer Zeit in Laendern wie Kambodscha oder Laos kommen einem schon Staedte wie Kuala Lumpur wieder normal vor, aber trotzdem bleibt das ganze - vom jetzigen Standpunkt aus gesehen - eine ferne, andere Welt. Australien, oder zumindest das, was ich bis jetzt davon gesehen habe, ist nicht so, sondern sehr europaeisch, und gewoehnlich. Reisende aus aller Welt versammeln sich, trinken Victoria Bitter und unterhalten sich ueber Campervans, die sie eben gekauft haben oder versuchen zu verkaufen. Mal schauen, wie das wird, wenn ich morgen meine Reise ins Nichts beginne.

Montag, 2. Oktober 2006

Ueber die ersten Stunden in einem Land, das sich von Balinesischen Fotoalben bedroht fuehlt...

Gelandet! Und zwar um vier in der Frueh, nach eigenartigen eineinhalb Stunden Zeitverschiebung und einem grossen letzten Abendmahl in Bali. Dafuer sind auch wirklich die letzten Rupiah (so ca. 1,50 Euro) draufgegangen und deshalb musste das Nachhauseschicken von Ueberlast und Weihnachtsgeschenken auch noch auf dieses grosse, sandige Land warten. Ein "Fehler", oder zumindest der Grundstein fuer ein weiteres kleines Abenteuer, wie sich spaeter herausstellte. Fotoalben aus Bananenblaettern duerfen naemlich zum Schutz des Oekosystems (Der Wueste? Der Sandsteine? Des Great Barrier Reefs?) nicht nach Australien eingefuehrt werden... und so landeten wir mit samt unseren drei Plastiksackerln - fertig eingepackt und aufs Porto wartend - frueh morgentlich in der Quarantaene. Bis zum Sonnenaufgang a la Tom Hanks im Terminal geschlafen, dann Autostopp zur ersten Post, 62 Briefmarken zu je 1.20 Dollar gekauft (also quasi die 62 Abendessen der letzten zwei Monate auf einmal), Autostopp zurueck zum Terminal und die Bananenblaetter - wieder unter Quarantaene - mit Briefmarken tapeziert. Die spinnen die Australier, aber zumindest sind sie sehr hilfsbereit und extrem freundlich. Hier ist man gleich Jedermanns 'mate' und 'no worries' ist bezueglich der Haeufigkeit in der Verwendung das englische Aequivalent zum thailaendischen 'You want Tuk Tuk'. No worries, mittlerweile sind die gemeingefaehrlichen Fotoalben am Weg nach Salzburg und wir - nach einem weiteren Autostopp - Downtown Darwin. Und da mit der Aufgabe des Pakets Weihnachten fuer mich dieses Jahr praktisch abgeschlossen ist, kann ich mich jetzt auch endlich Ostern zuwenden und zu fasten beginnen. Hier ist naemlich nichts mehr mit Fruchtshakes und vier Pizzas zum Preis von einer. Die zwei Euro fuer den gestrigen Abend sind hier naemlich schon fuer eine Packung Chips aus dem Supermarkt draufgegangen, das praedestinierte Grundnahrungsmittel fuer die naechsten zwei Monate. Uebermorgen beginnen wir eine Tour die ganze Westkueste entlang richtung Sueden. Also quasi unserem Norden. Auch wenn ich mir jetzt schon von vielen sagen hab lassen, dass da nichts ist. Und um dieses nichts zu sehen, muss man aber erst mal ein paar tausend Kilometer durch eine andere Art von nichts fahren. Naja, wir werden sehen. Oder auch nicht(s).

Was ich an Asien vermissen werde...
...Alles tun zu koennen, was ich immer schon machen wollte, ohne viel darueber nachdenken zu muessen.
...die Leichtigkeit des Reisens, des Lebens und des Seins.
...Strassenkuechen, Fruchtshakes, Curries, Ayam Nanas, Fruehlingsrollen, Guacamole, Fried Noodles, Smoothies, Banana Pancakes, Sate Spiesse, Pad Thai, uswusf
...Blutegel.
...die Vielseitigkeit und Intensitaet der Erlebnisse, die Moeglichkeit und allzuofte Gelegenheit zum Abenteuer, die unglaublichen Bilder und Tiefe der Eindruecke.
...die Menschen, die Tuk Tuks, das Handeln und die Umgebung.
...und vieles mehr...

Was ich an Asien nicht vermissen werde...
...Kraehende Gockel mit Raucherstimme, Alkoholproblem und Sprachfehler.
...die Touristensteuer, die zwar nach dem offensichtlich ansehbaren Dummheitsgrad der betreffenden Person variiert, aber immer mindestens einhundert Prozent ueber dem normalen Preis liegt.
...unkaputtbare Kamikaze Killer Kakerlaken.
...die Menschen, die Tuk Tuks, das Handeln und die Umgebung.
...und einiges mehr...

Freitag, 29. September 2006

Von Anfang und Ende...

Waehrend sich das Ende wohl ganz klar auf den ersten grossen (asiatischen) Abschnitt dieser Reise bezieht, ist der Anfang nicht ganz so klar zu deuten. Auf der einen Seite ist da natuerlich der Anfang dessen, was das Ende mit sich bringt. Ein neuer Kontinent, eine neue Umgebung, eine neue Art zu Reisen. Und auf der anderen Seite ist da ein neues Gefuehl mittlerweile schon so lange unterwegs zu sein, eine neue Stimmung, eine aus allmaehlicher Routine entstehende Verfassung, die mit der sich immer aendernden und oft die Vorherergehende uebertreffende Umgebung zusammenhaengt. Ach ja, und nicht zuletzt bezieht sich der Anfang auf den Fruehlingsbeginn, der sich hier immer mehr bemerkbar macht. Bluehende Baeume und Straeucher, kuehle 25 Grad tasten sich immer mehr an die 30 Grad Grenze heran und Einheimische tragen je eine rote und eine weisse Bluete im Haar, symbolisch fuer die indonesische Flagge versteht sich. Natuerlich nehmen sie es einem nicht uebel, wenn man die patriotische Sitte als gastfreundschaftliche Geste gegenueber den oesterreichischen Touristen frei interpretiert. Meine Zeit in Bali neigt sich dem Ende zu und schoen langsam Blicke ich mit immer groesserer Vorfreude einem neuen Kontinent entgegen (auch wenn dieser zu was weiss ich wieviel Prozent aus Wueste besteht). In der letzten Woche haben wir die Insel ein wenig weiter erkundet, allzu weit sind wir allerdings nicht gekommen. Das haengt einerseits damit zusammen, dass die Strassen, auf denen man sich hier fortbewegt, in vieler Hinsicht dem ersten Wiener Gemeindebezirk aehneln (nicht aber die Haeuser) und man oft einen ganzen Vormittag fuer wenige Kilometer braucht. Zuviele Autos auf zuwenig Strasse, zu eng, Hendl und Kuehe ueberall (anstelle der Fiaker), und die Eigenart, in den Osten zu fahren, wenn man in den Westen will. Andererseits haben wir viel Zeit in einem Dorf (naja,... einer Strasse) verbracht, in dem nichts ist. Fast nichts, ausser einer Tauchschule, ein paar billigen Unterkuenften und wenigen Menschen, die alle miteinander verwandt oder verschwaegert sind. Da hat das Riff, das davorgelagert ist, wesentlich mehr zu bieten, und aus diesem Grund waren wir auch dort. Neben dem ueblichen Programm an bunten Fischen und Korallen gabs auch ein Wrack, und meinen Bruder, der seit dieser Woche stolzer Open Water Diver ist. Wirklich wunderbar zum Tauchen hier, und auch das drumherum macht jeden Tauchgang zum Erlebnis. Die kleinen, bunten Fischerboote, mit denen man hinausfaehrt. Die kleinen, bunten Fischer, die einen hinausfahren. Die rostigen Motoren der Boote und (ich verkneife mir auch hier das Wort rostig zu verwenden) Gebisse der Fischer, die mehr an schweizer Emmentaler erinnern. Junge Frauen, die drei Taucherflaschen am Kopf tragen aber sich nicht helfen lassen, weil sie damit "gutes" Geld verdienen. Wie auch immer... Einen Tag lang bin ich mit einem geliehenen Moped die balinesische Amalfitana entlanggefahren und - surprisesurprise - ohne Patschen wieder heil angekommen. Auch wenn ich nur knapp einen auf der Strasse liegenden Baum und jedemenge jubelnde und winkende Kinder in Schuluniform verfehlt habe. In Ubud hab ich nach allzulangem Theaterentzug einem traditionell balinesischem Tanzdrama beigewohnt. Das ganze nennt sich Kecak und besteht - mehr oder weniger - aus einem Kreis von 100 Maennern aller Altersklassen, die mit nacktem Oberkoerper und Roecken (und Blueten im Haar!!!) eineinhalb Stunden lang Tschap Tschap Tschap Tschap..... rufen (im Chor natuerlich). Dazu tanzen zwei, drei junge Maedchen in bunten Kostuemen und erzaehlen Geschichten, die nur zusehr an die griechische Mythologie erinnern. Nach einer Zeit sind dann auch alle high, oder in Extase, oder in Trance, oder wie auch immer man es nennen will. War aber interessant. Ernsthaft, mein ich. Jetzt bin ich wieder zurueck im Surferdorf... Kakerlaken unterm Bett und Blasrohrverkaeufer am Strand. Man gewoehnt sich an alles. Insbesonders an Dinge, die nur vom Namen her so schlimm sind. Mal im Ernst, wuerden "Blutegel" zum Beispiel "Schmetterlinge" heissen, und "Schmetterlinge" umgekehrt "Blutegel", wuerde die Welt doch gleich ganz anders aussehen.
Jetzt aber Schluss, genug der Worte. Nochimmer ist es nicht Zeit fuer ein Resume des "ersten Abschnitts", vielleicht dann aus Darwin. Morgen werd ich noch ein kleines Paket zur Post bringen um (a) mein Gepaeck zu erleichtern (bis auf ein schweres Plagiat, das ich seit Malaysien mit mir herumschleppe, hab ich aber ohnehin nicht viel mit) und (b) das erste und letzte Mal in meinem Leben mit Gedankenverschwendung an Weihnachten frueher dran zu sein als jedes Kaufhaus in Oesterreich.
So, jetzt geniesse ich noch die letzten Stunden in denen ich fur insgesamt zehn Euro zwei Pizzas, ein Bier, drei Eis, zwei Fruchtshakes, eine Stunde Massage und ein Surfbrett fuer den Sonnenuntergang haben kann. Liebe Gruesse aus einer Art Paradies,
m

Samstag, 23. September 2006

Von Himmelskoerpern, dubiosen Naechten und einem verpassten Militaerputsch...

Na toll... den Militaerputsch in Thailand mitzuerleben waer auch noch eins der Dinge fuer die grosse Liste gewesen, aber ich verbring' meine Zeit lieber damit, auf Bali Surfbretter ins Gesicht geschlagen zu bekommen, Gummiboote ueber reissende Fluesse durch malerisch unechte Landschaften zu manoevrieren, mitten in der Nacht Vulkane zu besteigen und kleptomanische Affen zu fotografieren.
Kuta haben wir endgueltig verlassen und die Wellen den Australiern ueberlassen, die auch wirklich was damit anfangen koennen. Dann noch ein Tag Rafting zu einem Preis, in dem man in Oesterreich nicht mal ein halbes Paddel ausleihen kann, und schlussendlich richtung Norden ins (kulturelle und geographische) Zentrum der Insel. Ubud, wohnen bei einem Typen, der sich selbst "Mr. Happy" nennt und einen Sohn hat, der frueher oder spaeter "Mr. Happy jr." sein wird, weiters drei klaeffende Hunde und eine Armee kraehender Gockel besitzt, die geregelten Schlaf praktisch unmoeglich machen. Wie immer macht man aus der Not eine Tugend und bricht um 2 in der Frueh richtung Vulkan auf - diesmal mit Guide - um rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf der 1700 m Spitze zu sein. Erst mal ein eigenartiges Gefuehl, in einen dubios in der Dunkelheit wartenden schwarzen Lieferwagen zu steigen und im Halbschlaf einen an die Koh Phangan Magic Happy Shakes erinnernden Kaffee mit der Konsistenz eines Schokopuddings zu trinken, aber sobald man mit einer 70er Jahre Stil Taschenlampe beginnt ueber die ersten Lavasteine zu laufen wird alles relativ. Gut so. Noch in der Dunkelheit oben angekommen wartet man auf das Farbspektakel im Himmel. Ueberhaupt kommt den banalsten Himmelskoerpern auf so einer Reise eina ganz andere Bedeutung zu als daheim. Jeder Sternenhimmel wirkt hier einzigartig, jeder Sonnenuntergang wird aufs neue fotografiert und uebertrifft in seiner Schoenheit den des letzten Tages, ueber jede Sternschnuppe freut man sich und wuenscht sich erneut das selbe wie seit fuenf Jahren. Das allerschoenste aber sind die Sonnenaufgaenge. Mit ihnen ist immer ein besonderer Aufwand und dementsprechend eine besondere Umgebung oder Stimmung verbunden. Chiangmai, Angkor Wat, Phi Phi und heute der Vulkan - noch lassen sie sich an einer Hand abzaehlen.

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Nach zwei Monaten bin ich nun an dem Punkt angelangt, an dem ich immer wieder an den Punkt komme mich zu fragen und mir ins Bewusstsein zu rufen, wo ich bin und was ich eigentlich tue. Und das ist denke ich ein guter Punkt, wenn man sich dann in dem, wo man ist und was man tut, bestaetigt fuehlt. Eine Art Reizueberflutung war das ganze natuerlich von Anfang an, aber im Moment ist es gut an einem Ort zu sein, an dem die Zeit schnell vergeht, auch wenn man nicht staendig auf der Achse ist und Kilometer zuruecklegt. Zur Zeit befinde ich mich wieder auf einer Art Dekostopp, und jeden Tag waechst die Vorfreude auf Australien.

Mittwoch, 20. September 2006

Ueber das, was man tut...

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und das, was man nicht ist...

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BALI! Willkommen in der suedlichen Hemisphaehre... wieder Strand, wieder Tourismus, aber eine angenehme Art davon, und jede Menge Balinesen, die sich wie im Urlaub benehmen. Hier laesst sichs leben...
Dachte ja eigentlich, ich waere zum Tauchen hierher gekommen, aber dass dies ein Missverstaendnis war, stellte sich schon nach den ersten Minuten heraus. Surfer ueberall, Surfbretter, -sticker, -laeden, -musik, -bars, -hotels, uswusf... und natuerlich jede Menge Wellen. Dauerte knapp einen Vormittag bis ich mit meinem Bruder den ersten Kurs gebucht hatte. Drei Tage, mit der Garantie nach dem ersten Tag aufstehen zu koennen. Und ich meine hier nicht das Wallersee-Wappler-HeuteLeiderKeinWind-Windsurfen, sondern das Richtige. Mit Wellen und so. Neopren T-Shirt an, 20 Minuten Theorie, und eine Stunde spaeter steht man dann auch wirklich und "reitet" die erste Welle. Dass das Surfertum aber mehr ist, als sich auf ein Brettl zu stellen und ein wenig herumzuplantschen stellte sich wiederum 2 Stunden spaeter heraus, als wir halbtod zuerueck in unserem Zimmer lagen. Traurige Einsicht des Maerchenprinzen im Discostadl... Dass das Neopren T-Shirt eigenartige Falten schlug haengt wohl doch nicht mit dem eigenartigen Schnitt zusammen, sondern schlicht damit, dass es sich wohl eine andere Art von Traeger erwartet. Und die ganzen Typen die hier herumrennen... Oberarme mit einer Figur, von der meine Unterschenkel nur traeumen. Naja, so ist das eben und das naechste mal geh ich wieder Tauchen, und zwar mit einem gut sitzenden Ganzkoerperneoprenanzug. Auf jeden Fall macht das ganze nach wie vor Spass, auch wenn jeder einzelne Muskel (ein paar sind ja doch da), Knochen und ueberhaupt Koerperteil weh tut. Kann mir vorstellen, dass wir unsere Zeit hier in Bali noch geniessen werden, sind ja noch knapp zwei Wochen da und ausserdem gibts hier die bis jetzt sicher schoensten Sonnenuntergaenge!
m

Sonntag, 17. September 2006

Antworten und Satzglieder...

Nein, ich habe keinen Blutegelkopf mehr in den Beinen. Nein, ich habe auch sonst keine Fliegeneier unter der Haut, Parasiten im Magen oder Tollwut durch Rattenbisse. Ja, mir geht es gut. Alle Fragen beantwortet? Ich gebe ja zu, dass ich auch selbst ueber solche Dinge nachgedacht habe, aber dass ich mit dem letzten Bericht eine Besorgniswelle unter meinen Verwandten ausloeste, haette ich nicht gedacht. Immerhin hab ichs geschafft, zu einem Reisegeruecht zu werden, oder zumindest hoerte sich das so an, als ich zwei unverkennbar amerikanische Stimmen am Nebentisch in den Cameron Highlands belauschte. "Have you heard about that crazy guy from Europe who went into the jungle for three days - totally alone and with loads of leeches?". Auch wenns nicht auf der Liste steht, so gehoert das doch definitiv zu den 100 Dingen, die man getan haben sollte, bevor das Leben zu ende ist. Das alleine war das Abenteuer wert.

In den letzten 144 Stunden habe ich...
....vergeblich versucht, einen leicht hochtemperierten Sicherheitsbeamten der Petronastowers mit Doughnuts zu bestechen, um auf die Spitze der Twintowers - und nicht nur die oeffentlich zugaengliche Skybridge - zu duerfen.
....in Kuala Lumpur einen Fake-i-Pod fuer 40 Dollar gekauft.
....die beiden Starmania Finalisten der Singapore Idol Serie umarmt und mich mit ihnen fotografieren lassen.
....eine kanadische Homeopathie Studentin und Vietnam-AuPair-Maedchen kennen gelernt und seit langem wieder ein interessantes und ueber das uebliche Reisendengequatsche hinausgehendes Gespraech gefuehrt.
....eine Demonstration in Singapur miterlebt. Das ganze Szenario kann man sich so vorstellen: 150 schwerst bewaffnete Polizisten mit Springerstiefeln bilden einen Kreis, drumherum tummeln sich 45 Journalisten, die die Fotos noch von der Strasse per Email an die Zeitungen schicken, und in der Mitte stehen vier 35-Kilogramm Asiaten-Krixis mit ausgewaschenem T-Shirt und der handgeschriebenen Aufschrift "Democracy Now!"
....drei Euromuenzen, die ich seit Juli mit mir herumtrage, fuer eine gefaelschte Rolex im KL Chinatown eingetauscht.
....einen Feueralarm und die damit verbundene Gesamtevakuierung der Petronastowers miterlebt.
.... leicht enttaeuscht festgestellt, dass es im gesamten Singapur heute Abend nur zwei Theaterveranstaltungen gibt, von denen eine ausverkauft ist und die billigsten Tickets fuer die andere 80$ kosten.
....1700 Fotos auf DVD gebrannt und somit Platz fuer neue auf meinen Speicherkarten geschaffen.
....die Worte "Grossgmain", "Tuchlauben Eissalon" und "Mozartkugel" in einem Oesterreich Reisefuehrer in einer Buchhandlung in KL gelesen.
....meine Linke Fusssohle fillettiert.
....das Hummermenue im Raffles Hotel in Singapur be-... -trachtet und nur ich gedanken -stellt.
....einen Luis Vuitton Werbespotdreh in einem Einkaufszentrum in KL beobachtet.
....zum ersten mal mit Decke und ohne Ventilator geschlafen.
....einen Boh Tee getrunken, Cocktails in einer 34. Stock Skybar ueber der KL Skyline geschluerft, Indisches Essen von Bananenblaettern gegessen und ein Pork-Brain-Curry gemieden.

War eine ganz ganz tolle Woche, in Malaysien hatte ich ein sehr strammes Programm, ist sich aber alles gut ausgegangen und ich bin ueberal lange genug aber nicht laenger als notwendig geblieben. Kuala Lumpur ist eine schoene Geschaeftsstatt mit einigermassen angenehmen Flair, alles dreht sich um die Petronas Towers und dort fuehen auch alle Strassen hin. Die Cameron Highlands sind ein Kontrast zum Rest des Landes, aber in jeder Hinsicht entspannt und definitiv die lange Kurvenbusfahrt wert. Auch Singapur ist die Busfahrt und laaaange Einreiseprozedur wert, mit ihrer fotogenen Skyline und ihrem futuristischen OrdnungsKonstruktionsHabitus erscheint die Stadt aber mehr wie das Produkt der langen Erfahrung eines gut trainierten SimCity Computer Freaks. "Please Queue!" und "Don't lean against the wall". Die letzten M&M's in der U-Bahn haetten mich beinahe 500$ gekostet... und auch das Bewusstsein eine Strasse zu ueberqueren ist ploetzlich viel groesser.
Wie auch immer. Das ist das Ende des ersten grossen Abschnitts dieser Reise... Vor 51 Tagen bin ich aufgebrochen, vor einem halben Jahr hab ich mich noch gefragt, ob es eigentlich moeglich ist, die Strecke Bangkok-Singapur auf eigene Faust zurueckzulegen... aus allen Erfahrungen lernt man dazu, egal ob TukTuks, Reisfelder, Ruinen oder Blutegel. Zeit fuer ein groesses Resume ist es allerdings noch nicht, und deshalb freu ich mich jetzt einfach einmal auf den naechsten Flug und das naechste Ziel...

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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