Montag, 5. Februar 2007

Ueber die neunzigste Minute...

Das Spiel naehert sich der Endphase. Gestern habe ich den letzten und vierzehnten Stempel in meinen Pass bekommen, in Panama bekommt man fuer einen US Dollar zweiundzwanzig Bananen. Wie ein kleines Kind vor Weihnachten zaehle ich die Naechte bis zum Tag X, aber gleichzeitig habe ich mich damit abgefunden, und somit einen Punkt erreicht, an dem Zeit und das Ablaufen von Zeit keine Rolle mehr spielen, sondern eine Zeitlosigkeit in den Vordergrund rueckt. In dieser Phase, dem Beginn der Nachspielzeit, geht es nicht mehr um ein Resultat, das sich nur aeusserst unwahrscheinlich noch aendern koennte. Es geht um das Spielen selbst, um die Freude am Spiel, um die Rueckkehr zum Ursprung, der Motivation, warum ich diesen Sport eigentlich begonnen habe. Es beginnt die Eigenheit, in der alles an Bedeutung gewinnt, es beginnt das Zurueckdenken an den Weg, der einen dorthin gebracht hat hat, wo man sich jetzt befindet. Und doch ist man noch da, auf eben diesem Weg, der unverweigerlich wieder dorthin zurueckfuehrt, wo man begonnen hat, auch wenn man dort als anderer Mensch ankommt, so vermute ich. "Wo bin ich hier und jetzt?", frage ich mich, doch darauf folgt ein "Wohin kann ich von hier aus weitergehen?", und nicht ein "Wo wollte ich eigentlich hin, als ich aufbrach?" In allem, was ich tue, geht es normalerweise um ein Ziel, das ich bis zur Erfuellung verfolgen will. Und doch ergibt sich immer schon ein neues Ziel, bevor das erste, eigentliche, ueberhaupt erreicht ist. Vielleicht wiederspreche ich damit dem Dailei Lama, Konfuzius oder von mir aus auch dem Papst, aber der neue Weg fuehrt meistens weiter, schliesst das alte Ziel mit ein, und sorgt so fuer ein Kontinuum der Motivation. Ich befinde mich in der neunzigsten Minute, freue mich zwar auf das Auslaufen nach diesem einen Spiel, aber umsomehr auf den Beginn eines neuen, uebergeordneten Wettkampf, an dem ich nicht teilnehmen duerfte, wenn ich nicht erst in diesem Spiel angetreten waere. Aus dem Moment, den ich hier und jetzt erlebe, aus dem Zurueckdenken an das, was war, folgt einerseits eine Zufriedenheit mit dem, was jetzt ist, eine Rueckkehr zum Ursprung, und trotzdem der Beginn von etwas Neuem. Oh wie schoen ist Panama, sagt Janosch. Das bezieht sich weder auf die Zukunft, noch auf die Vergangenheit. Ich denke aehnlich, aber so vollkommen wuerde ich beides nicht ausser Acht lassen.
m

Henry David Thoreau

I went to the woods because I wished to live deliberately, to front only the essential facts of life, and see if I could not learn what it had to teach, and not, when I came to die, discover that I had not lived.

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22. Februar!


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Zuletzt aktualisiert: 12. Dez, 15:54

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